Monatsarchiv für Januar 2008

Queensland

Montag, den 14. Januar 2008

Neben den bereits veröffentlichten Tagesberichten aus Queensland (Tag 1, Tag 2, Tag 3, Tag 4, Tag 5) sind seit soeben auch die Unterwasserfotos sowie die Luftaufnahmen vom Great Barrier Riff im Blog verfügbar. Viel Spaß beim Stöbern!

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Nachtrag: Tag 6, Tag 7 und Tag 8 sind jetzt auch online.

mein verschlafener Lebenstil

Montag, den 14. Januar 2008

Meinen letzten Gastfamilienwechsel habe ich einmal zum Anlass genommen, meinen Tagesablauf umzustellen. Ein bisschen weniger Zeit am Computer und ein wenig mehr Teetrinken. Dafür in den Tag hereinschlafen und früh ins Bett gehen. Also genau das tun, was ich bislang immer verabscheut habe, weil es unproduktiv ist.

Und nach zwei Monaten muss ich sagen: Es gefällt mir …
überhaupt nicht.

Meinem Gastvater gegenüber habe ich es als den Wunsch nach einem Sinn, nach einem Ziel beschrieben: Ich habe nichts dagegen, nichts zu tun. Ich habe nichts dagegen, mich zu langweilen. Nur möchte ich das dann auch wollen. Sonst wird die viele freie Zeit schnell frustrierend.
Ich habe auch nichts dagegen, den halben Tag zu verschlafen. Aber eigentlich nur dann nicht, wenn ich nicht auch noch die ganze Nacht verschlafe. Und das mache ich im Moment.

Ein wenig Abhilfe ist in Aussicht. Ich habe mir vorgenommen, einige Sachen zu lernen. Gitarre zu spielen und auch, herauszufinden wie man Fische fängt, ausnimmt, kocht und isst. Soweit für den Anfang. Ich melde mich wieder in zwei Monaten.

Vor einem Jahr

Mittwoch, den 9. Januar 2008

Auf der linken Seite im Menü unter „Vor einem Jahr“ zeigt der Blog täglich diejenigen Beiträge an, die ich vor einem Jahr veröffentlicht habe. Heute ist das der Beitrag mit dem Titel „6 Monate„. Zeit, einmal zurückzublicken und zu überprüfen, ob sich meine Gedanken bewahrheitet haben. Damals habe ich geschrieben:

Mein Laptop und unser Familiencomputer sind seit einigen Tagen mit Skype und einem Headset ausgestattet, um in Australien Telefonkosten zu sparen. Skypen ist eben doch wesentlich einfacher als herkömmliches Telefonieren, außerdem gehts überall dort, wo Internetzugang ist. Die Vorstellung, zu nachtschlafener Zeit im Flur meiner Gastfamilie mit meiner Familie oder Freunden in Deutschland zu telefonieren ist mir doch etwas zuwider. Da ist mir Skype tausendmal lieber.

Das mit dem Skypen ist, rückblickend betrachtet, auch so eine Sache. Denn wie ich aus meiner Zeit bei Berenice und Jerren weiß, ist es auch nicht besonders einfach, zu nachtschlafender Uhrzeit zu skypen, zu hellhörig sind die australischen Häuser dafür. Und bei Susanna und Tom wäre es noch schwieriger, zum einen weil der Computer im Flur steht und zum anderen, weil erst ihre Einwahlverbindung ins Internet und jetzt mit einem schnelleren Zugang ihr Volumentarif lange Gespräche über Skype nicht hergeben. Als Goldgrube erwiesen hat sich hingegen die Kombination aus der bereits mehrfach erwähnten CampusCard und dem Angebot von Peter zahlt: Erst rufe ich mit der CampusCard für vergleichsweise teures Geld an und wenn das Gespräch dann länger als zwei Minuten dauert, bitte ich meinen Gesprächspartner, aufzulegen, erkläre ihm, dass er sich von Peters Computeransage nicht verwirren lassen soll und rufe dann über Peter zahlt wieder an. Meist ist die Verbindung ganz wunderbar, bislang hatte ich es nur einmal, dass die Verständigung problematisch war. Und außer in absoluten Stoßzeiten gibt es auch meistens die vollen 30 Minuten Gesprächsdauer, die mir als angemeldetem Benutzer zustehen.

Dafür manchmal morgens um halb vier aufstehen zu müssen, ist in der Tat eher unpraktisch und ich bin für jede Möglichkeit, Angelegenheiten per E-Mail zu klären, dankbar. Aber mit einem schnurlosen Telefon wecke ich zumindest nicht alle auf.

Halbzeit!

Donnerstag, den 3. Januar 2008

Vor einer Woche war Halbzeit. Die Hälfte der Zeit im Ausland ist rum und die zweite Hälfte scheint nur noch halb so lang. Zeit für einen weiteren kleinen Rückblick.

Ich bin kürzlich gefragt worden, ob ich während meiner Zeit in Australien Heimweh verspürt habe. Die Antwort darauf ist Nein. Natürlich ist es ein komisches Gefühl, sich für fast ein Jahr von zu Hause zu verabschieden und sich in ein Land aufzumachen, in dem man noch nie vorher war, das am anderen Ende der Welt liegt, in dem die Menschen eine andere Sprache sprechen und über das man eigentlich nichts weiß, außer dass es weit weg und heiß ist. Aber im Gegenteil zum Auswandern wusste ich in dem Moment, als ich meinen Fuß ins Flugzeug gesetzt habe, schon ziemlich genau, wann ich aus einem anderen Flugzeug heraus wieder deutschen Boden betreten würde. Und diese Perspektive ist doch sehr hilfreich.

Und natürlich beginnt man mit der Zeit auch Dinge zu vermissen. Erstaunlicherweise sind das aber weniger die großen Dinge als die kleineren Annehmlichkeiten und Gewohnheiten des eigenen Lebens. Das sind Dinge wie das Spazierengehen mit meinem Hund um Mitternacht, in der Mitte der Hauptstraße in meinem Heimatort, immer auf dem Mittelstreifen entlang. Oder um fünf vor zehn Uhr abends noch kurz mit dem Fahrrad einkaufen zu fahren – nur für eine Packung Pringles. Oder mit einem Bus zu fahren, der alle dreihundert Meter an einer Haltestelle anhält (und verhältnismäßig zu den australischen Verkehrsmitteln sehr überteuert ist). Oder einen deutschen Sonnenaufgang zu fotografieren. Oder Kühe über die Felder zu treiben. Oder auszureiten.

Aber es gibt natürlich auch generelle Dinge, die ich vermisse. Die Möglichkeit, selbstständig zu leben und zu handeln gehört zweifelsohne dazu. Und die Möglichkeit, zu arbeiten und keinem Vertrag mehr unterworfen zu sein, der einem genau das verbietet. Freiheit ist ein kostbares Gut, eines der kostbarsten, das wir haben.

Und dann sind da natürlich auch einige lebendige Dinge, die ich vermisse. Menschen und Tiere, große und kleine. Und kleine, die mittlerweile auf dem Weg sind, große zu werden. Menschen, die schon immer zu meiner Familie gehört haben und die immer dazugehören werden. Freunde, die es über die Jahre geworden sind und hoffentlich noch lange bleiben werden. Und natürlich auch meine tierische Freunde, deren Zeitgefühl ein etwas anderes ist und die nicht wissen werden, wie viele Monate ich weg gewesen sein werde, wenn ich wiederkomme.
Passend dazu auch der Spruch, den ich auf dem MySpace-Profil von Ashlee, einer Mitschülerin aus Shepparton, gefunden habe, in meiner eigenen, freien Übersetzung: „Menschen, nicht Dinge, sind die wahren Schätze des Lebens“. Wobei man in dieser Hinsicht das BGB nicht zu wörtlich nehmen sollte.

Hier unten in Australien liegt nun also noch ein nicht mehr ganzes halbes Jahr vor mir. Monate, die viele neue Erfahrungen, viele neue Bekanntschaften versprechen. Monate voller Schule und Ferien, voller Sesshaftigkeit und Reise durch die Weiten Australiens. Warme Monate, sonnige Monate. Und dann schließt sich nach meiner Rückkehr ein hoffentlich nicht zu kühler deutscher Sommer daran an.


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