228 Prozent – die Erklärung

Dienstag, den 5. Februar 2008

Und es hätte doch alles so schön gepasst: Der Flug nach Adelaide ist längst gebucht und bezahlt, die Reise angezahlt und die Buchungsbestätigung und die Reiseplanung schlummern schon seit Wochen in der Schublade. Dass das mit dem Hubschrauberfliegen nicht klappen wuerde, wusste ich ja bereits. Dass das Interesse an der Reise eher verhalten ist, hatte Margaret auch schon durchblicken lassen.

Heute ruft mich am späten Nachmittag Cathryn Hart von SCCE an. Sie informiert mich, dass der Trip nach Central Australia nicht stattfinden wird und dass ich bitte keine Flüge buchen solle. Dumm nur, sage ich ihr, dass das längst geschehen und auch dem Reiseveranstalter Beyond Tours schon seit Wochen bekannt ist. Es sei noch etwas auf dem Postweg bezüglich des Trips und wegen der Flüge würde sie noch einmal auf mich zurückkommen.

Aus anderen Quellen bekomme ich dann, was im Moment noch bei der Post liegt: Die aktuellen Reiseinformationen für den Trip nach Central Australia in der überarbeiteten Fassung für zukünftige Austauschschüler. Statt zehn Tagen sind es nur noch vier – Ankunfts- und Abreisetag großzügigerweise mitgezählt. Sonst bleiben ja auch nur noch zwei Tage übrig.
Dementsprechend ist die Reise an allen Ecken und Enden gekürzt. Adelaide, Alice Springs, Marla Bore und die Southern Flinders Ranges tauchen im Programm gar nicht mehr auf. Der Kamelritt ist nur noch optional, was vermutlich bedeutet, dass er aus eigener Tasche gezahlt werden würde. Coober Pedy ist auch nicht mehr im Programm enthalten: Anstelle dort die unterirdischen Häuser zu erkunden, gibt es jetzt einen Spaziergang und eine Fahrradtour. Und von Sonnenauf- und Untergang am Ayers Rock ist nur noch die Hälfte übriggeblieben. Die zweite Hälfte.
Kosten soll die Sparpackung allerdings stolze 500 Dollar – dazu kommen natürlich noch die Flüge zum Ayers Rock. Der Tagespreis* ist damit 128 Prozent teurer. Macht 228 Prozent des ursprünglichen Preises – das halte ich für ein starkes Stück.

Das findet übrigens auch Mick Irwin, der Manager von Beyond Tours. Der wusste von seinem Glück übrigens noch gar nichts, als ich ihn kurze Zeit später anrief. SCCE habe die Reise abgesagt, das sei richtig. Allerdings befinde man sich noch immer in den Verhandlungen. Denn schließlich wolle man den Vertrag nur ungerne verlieren, nachdem man schon seit zwei Jahrzehnten mit SCCE zusammenarbeitet.
Die Pläne von SCCE sind allerdings schon weit über den Verhandlungsstatus heraus: Der neue Anbieter ist bereits gefunden und nimmt Buchungen für die bereits terminlich festgelegten Reisen entgegen. Das klingt, als würde man sich auf einfache Art und Weise einem langjährigen Partner entledigen. Gründe: Unbekannt.
Die ursprüngliche Planung für dieses Jahr sah eine Teilnehmerzahl von ungefähr 80 Personen in zwei Reisebussen vor, letztes Jahr waren es aufgrund des Interesses eine ganze Menge mehr, was bei mir wieder Zweifel bezüglich der Begründung SCCEs, der Trip sei nur unzureichend ausgebucht.
Die überarbeitete Planung für den Central Australia Trip sieht vier verschiedene Daten vor: Neben dem 28. März und 11. April stehen in 2008 auch der 30. Mai und der 3. Oktober zur Verfügung. Natürlich nur für alle, die lange genug in Australien sind. Aus verlässlicher Quelle habe ich ausserdem erfahren, dass die Teilnehmer, die im April abreise, für die zwei bis dahin stattfindenden Reisen Priorität erhalten.

Für alle, die schon gebucht und bezahlt haben – allzuviele können es ja nicht sein -, sei gesagt, dass laut SCCE die Anzahlungen zurückerstattet würden.

Und natürlich ist nicht alles schlecht. Reformen sind ja auch nicht immer nur negativ. Denn man kann jetzt mit Barschecks, per Überweisung und Kreditkarte bezahlen. Das ist wohl dem neuen Reiseveranstalter „Adventure Tours Australia“ zu verdanken. Und der Schlafsack (oder zumindest dessen Nutzung) ist in den 500 Dollar Reisekosten enthalten. Ob das allerdings mehr als ein Trostpflaster ist, für alle die, die sich auf einen bezahlbaren Trip, der mehr als drei Übernachtungen bereithält, gefreut haben, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

Den Teilnehmern des zukünftigen Queensland-Trips kann ich auch keine besseren Neuigkeiten vermelden: Hier sieht es nicht wesentlich besser aus, statt 228 Prozent zahlen sie 221 Prozent des ursprünglichen Reisepreises und vom Wohnen im Regenwald können sie nur träumen.

*) Berechnung ohne Beachtung der An- und Abreisetage

228 Prozent

Dienstag, den 5. Februar 2008

Wer den Trip nach Central Australia mit SCCE und Beyond Tours schon gebucht hat und noch nicht von SCCE angerufen wurde, dem sei an dieser Stelle mitgeteilt: Er findet nicht statt.

Die Details werden derzeit noch von mir recherchiert. Wer betroffen ist, kann sich gerne bei mir per E-Mail melden, alle anderen müssen sich noch ein wenig gedulden. Dann erkläre ich auch, warum die Ersatzreise 228 Prozent des ursprünglichen Preises kostet.

Halbzeit!

Donnerstag, den 3. Januar 2008

Vor einer Woche war Halbzeit. Die Hälfte der Zeit im Ausland ist rum und die zweite Hälfte scheint nur noch halb so lang. Zeit für einen weiteren kleinen Rückblick.

Ich bin kürzlich gefragt worden, ob ich während meiner Zeit in Australien Heimweh verspürt habe. Die Antwort darauf ist Nein. Natürlich ist es ein komisches Gefühl, sich für fast ein Jahr von zu Hause zu verabschieden und sich in ein Land aufzumachen, in dem man noch nie vorher war, das am anderen Ende der Welt liegt, in dem die Menschen eine andere Sprache sprechen und über das man eigentlich nichts weiß, außer dass es weit weg und heiß ist. Aber im Gegenteil zum Auswandern wusste ich in dem Moment, als ich meinen Fuß ins Flugzeug gesetzt habe, schon ziemlich genau, wann ich aus einem anderen Flugzeug heraus wieder deutschen Boden betreten würde. Und diese Perspektive ist doch sehr hilfreich.

Und natürlich beginnt man mit der Zeit auch Dinge zu vermissen. Erstaunlicherweise sind das aber weniger die großen Dinge als die kleineren Annehmlichkeiten und Gewohnheiten des eigenen Lebens. Das sind Dinge wie das Spazierengehen mit meinem Hund um Mitternacht, in der Mitte der Hauptstraße in meinem Heimatort, immer auf dem Mittelstreifen entlang. Oder um fünf vor zehn Uhr abends noch kurz mit dem Fahrrad einkaufen zu fahren – nur für eine Packung Pringles. Oder mit einem Bus zu fahren, der alle dreihundert Meter an einer Haltestelle anhält (und verhältnismäßig zu den australischen Verkehrsmitteln sehr überteuert ist). Oder einen deutschen Sonnenaufgang zu fotografieren. Oder Kühe über die Felder zu treiben. Oder auszureiten.

Aber es gibt natürlich auch generelle Dinge, die ich vermisse. Die Möglichkeit, selbstständig zu leben und zu handeln gehört zweifelsohne dazu. Und die Möglichkeit, zu arbeiten und keinem Vertrag mehr unterworfen zu sein, der einem genau das verbietet. Freiheit ist ein kostbares Gut, eines der kostbarsten, das wir haben.

Und dann sind da natürlich auch einige lebendige Dinge, die ich vermisse. Menschen und Tiere, große und kleine. Und kleine, die mittlerweile auf dem Weg sind, große zu werden. Menschen, die schon immer zu meiner Familie gehört haben und die immer dazugehören werden. Freunde, die es über die Jahre geworden sind und hoffentlich noch lange bleiben werden. Und natürlich auch meine tierische Freunde, deren Zeitgefühl ein etwas anderes ist und die nicht wissen werden, wie viele Monate ich weg gewesen sein werde, wenn ich wiederkomme.
Passend dazu auch der Spruch, den ich auf dem MySpace-Profil von Ashlee, einer Mitschülerin aus Shepparton, gefunden habe, in meiner eigenen, freien Übersetzung: „Menschen, nicht Dinge, sind die wahren Schätze des Lebens“. Wobei man in dieser Hinsicht das BGB nicht zu wörtlich nehmen sollte.

Hier unten in Australien liegt nun also noch ein nicht mehr ganzes halbes Jahr vor mir. Monate, die viele neue Erfahrungen, viele neue Bekanntschaften versprechen. Monate voller Schule und Ferien, voller Sesshaftigkeit und Reise durch die Weiten Australiens. Warme Monate, sonnige Monate. Und dann schließt sich nach meiner Rückkehr ein hoffentlich nicht zu kühler deutscher Sommer daran an.


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