Reisebericht Queensland (Tag 6)

Mittwoch, den 21. November 2007

Meine Einstellung zum Frühstück sollte mittlerweile hinreichend bekannt sein und hat sich auch über Nacht nicht sonderlich geändert. Unser erstes Ziel heute auf dem Weg zum Tagesziel „Kuranda“ ist der „Tjapukai“-Aboriginal-Kulturpark.

Die wohl interessanteste Aktivität dort ist das Speer- und Boomerangwerfen.

In einer Reisegruppe von mehr als 120 Teilnehmern ist es allerdings eher als eine Massenveranstaltung gesehen, in der man „durchgeschleust“ wird. Mehr als ein Wurf ist da nicht drin, alles wird nach dem „In die Kamera lächeln, werfen, weiter“-Prinzip abgefeiert. Die Nächsten warten schon im Schutzzelt. Und das ist, so nebenbei bemerkt, auch notwendig, wie uns einige Boomerangs, die mit einem lauten Geräusch auf dem Dach aufschlagen, beweisen.

Vögel im Wartebereich zum Speerwerfen

Der Besuch im Kulturpark hält auch einen nicht-interaktiven Teil bereit, im „Tjapukai Dance Theatre“, einem „überdachten Freiluft-Amphitheater mit Regenwald-Kulissen“ führen Aborigines traditionelle Tänze vor und zeigen, wie man Feuer macht.

Digeridoo-Vorführung

Digeridoo-Vorführung

Digeridoo-Vorführung

Tanzvorführung

Feuer machen (1)

Feuer machen (2)

Feuer machen (3)

Gesang

Im „History Theatre“ hingegen liegt der Schwerpunkt auf multimedialer Darstellung: Überlebensgroße holografische Projektionen helfen den Aborigines, ihre Schöpfungsgeschichte den Besuchern nahezubringen. Die Übersetzung in ein halbes Dutzend Sprachen über die Kopfhörer tut ihr übriges.

Dann führt unser Weg mit der „Kuranda Rail“, einer Seilbahn in Richtung Kuranda.

Kuranda Rail

Am ersten Zwischenstopp steigen wir aus und sehen uns einen Rundgang durch den Regenwald an.

Ausblick vom ersten Zwischenstopp

Als wir wieder einsteigen, gesellt sich Malte zu Franziska, Katharina und mir.
Durch die Reisegruppen abgeschreckt, bleiben wir am zweiten Zwischenstopp jedoch sitzen und gelangen ohne weitere Zwischenfälle an unser Ziel.

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Ausblick aus der Kuranda Rail

Nachdem wir uns in Kuranda Google MapsGoogle EarthMultimap.com durch einen Souveniershop geschlagen haben, stehen wir dann auf der Hauptstraße des kleinen Touristenörtchens. Wir sind die ersten und orientieren uns erst einmal. Und machen dann eigentlich auch nicht viel mehr als das, außer natürlich durch die Läden zu schlendern. Und bei Foodworks zwei Liter Eis zu kaufen, um uns dann damit in den Schatten zu setzen – eine sehr empfehlenswerte Sache bei den doch sehr sommerlichen Temperaturen.
Außerdem kreuzen noch ein Markt und ein Straßenkünstler, der sich Karikaturen gewidmet hat, unsere Wege. Die selben verschlungenen Wege führen uns auch zu dem Schmetterlingspark in Kuranda. Zu teuer ist aber der Eintritt, nur die Hälfte von uns geht hinein, die anderen warten vor dem Eingang.

Auch ich bleibe draußen – und versuche mit meinem Handy am Ohr mehr über meine Kreditkartensperrung herauszufinden. Derzeit gäbe es keine Probleme, sagt man mir. Allerdings habe es vor vier Stunden welche gegeben, die seien allerdings mittlerweile durch ein Softwareupdate behoben. Es sollte also alles (wieder) funktionieren.

Der Rückweg ins Tal erfolgt nicht mit der Seilbahn, sondern auf Schienen. Die „Kuranda Scenic Railway“ bringt uns von 334 Höhenmetern (so sagt es die historisch anmutende Karte, die man uns aushändigt) wieder hinab.

kleiner Zwischenhalt für nur 10 Dollar

Auf dem Weg halten wir an den „Barron Falls„, Wasserfällen, die 329 Meter über dem Meeresspiegel 265 Meter in die Tiefe fallen. Zuerst halten die SCCE-Betreuer uns zurück, fünf Minuten später lassen sie uns dann aber doch aussteigen wie alle anderen Touristen. Und damit haben wir schon die Hälfte der Aufenthaltszeit und die Plätze in der ersten Reihe verschenkt.

Barron Falls

Barron Falls

Die weitere Zugfahrt hält noch Tunnel, einen anderen Wasserfall und einige schöne Aussichten bereit.

Ausblick aus dem Kuranda Scenic Railway

Wasserfall

Wasserfall

Wer möchte, liest in der Legende der bereits erwähnten historisch anmutenden Karte nach, was fünfzehn auf selbiger markierte Orte in grauer Vorzeit zu bieten hatten.

Die Reiseplanung für heute klingt optimistisch bezüglich der Rückkehr:

„You will return to resort late afternoon with plenty of time to relax at one of the resort’s facilities.“

In Wirklichkeit ist es eine gute Stunde, bevor wir zum Abendessen müssen. Denn um halb acht brechen wir wieder auf, diesmal zu den Nachtmärkten in Cairns.

Wirklich spannend sind die Märkte nicht: Chinesische Billigware und importierte Markenware, an deren Echtheit Zweifel angebracht sind, echte Aborigines-Souveniers und solche, die es gerne wären und eine Schlemmermeile sind im Marktgebäude untergebracht.
Deshalb entscheidet sich unsere kleine Gruppe auch dazu, stattdessen ein wenig in Richtung des öffentlichen Schwimmbeckens und des Meeres spazieren zu gehen. Bei Nacht ist die Atmosphäre dort eine ganz andere und der Anblick vom schwarz aussehenden Meer auf die Stadt lohnt sich. Wir setzen uns also an die Strandpromenade und lassen die Gedanken schweifen. Basti lässt sich sogar zu tiefgründigen philosophischen Ausführungen zu Mond und Universum hinreißen. Andere Teilnehmer bleiben hingegen auf dem Boden.

Um 22.30 fährt der Bus wieder zurück. Und ich bin mir nicht sicher, ob wirklich alle mit dabei sind.

Trip, Trap

Montag, den 19. November 2007

An alle Blogleser – STOP – Gruss aus Regenwald – STOP – Bis bald

Reisebericht Queensland (Tag 4)

Montag, den 19. November 2007

Auch heute wagen sich wieder einige Mutige in die Fluten und stürzen sich am frühen Vormittag mit Kajaks ins Meer.

Kajaks

Katharina, Franziska und ich nutzen die Gelegenheit und fahren im Bus mit und gehen dann ein wenig am Strand spazieren. Es scheint auflaufend Wasser zu sein und ich entscheide mich, meine Schuhe anzubehalten und über die Steine zu klettern, anstelle barfuß durchs Wasser zu laufen.

Strand

Strand

Einige Erinnerungsfotos, dann setzen wir uns für einen Moment hin, um die Aussicht zu genießen. Die an der Stelle allerdings etwas begrenzt ist, weil wir uns hinter einigen Büschen niedergelassen haben, die den Blick zu Meer versperren.

Echse

Als wir uns wieder auf den Weg zurück zum ersten Strand machen, zieht südlich von uns eine Regenfront heran. Ich versuche noch, das Objektiv zu wechseln und ein Foto zu machen, aber der Regen ist zu schnell und ich muss unter die Bäume flüchten. Wir haben wir uns zwar am Morgen glücklicherweise mit Regencapes eingedeckt, sind jedoch noch etwas ungeübt in der Handhabung und so dauert es doch einige Zeit, bis alles regensicher ist. Die Kajakfans sind unterdessen auch wieder gestrandet, einige von ihnen gehen noch einmal schwimmen.
Wir hingegen treten den Heimweg an. Es ist nass, es ist schwül. Jedes Mal, wenn es anfängt zu regnen, ziehen wir die Regencapes über. Gut fünf Minuten später ist uns so heiß, dass wir sie wieder ausziehen, worauf es eine weitere Minute später wieder zu regnen beginnt.

Nachhauseweg

Dieser Kreislauf zieht sich für ungefähr eineinhalb Stunden hin, dann kommen wir am „Crocodylus Village“ an.

Zum Mittagessen gibt es Burger zum selbst zusammenstellen. Danach, so ist es geplant, leiht sich unsere Gruppe von Deutschen – inklusive unserem japanischen Freund – Fahrräder an der Rezeption und wir fahren zur Eiskremfabrik. Fabrik ist hier jedoch eher im Sinne eines kleinen Werksverkaufes zu verstehen, die Preise der Bekanntheit der Touristenattraktion Rechnung tragend.

Ananas, eine der Geschmacksrichtungen der Eiskremfabrik

Dort treffen wir auf Anna, eine andere deutsche Austauschschülerin, die von ihrer Gruppe an der Fabrik zurückgelassen wurde und jetzt darauf wartet, von Possum eingesammelt zu werden, weil sie mit einem verletzten Fuß nicht mehr laufen kann. So war es zumindest vereinbart, aufgetaucht ist er bislang nicht.
Wir versprechen Anna, ihr zu helfen und fahren zurück zur Einmündung der Straße, an der das „Crocodylus Village“ liegt. Auf dem Weg sehen wir den Bus und Basti und ich treten ordentlich in die Pedale, um ihn zu erreichen und Possums Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

An der Einmündung angekommen, entscheiden wir uns, anstelle die Fahrräder schon zurückzugeben, unseren Ausflug noch bis zum Aussichtspunkt zu verlängern. Dreieinhalb Kilometer Weg sind vor uns – und erst allmählich realisieren wir, dass das, was auf der Karte so einfach aussah und sich im Bus so leicht anfühlte, doch eine recht harte Tour mit nicht zu unterschätzenden Steigungen ist, auf der es keinen Fußgängerweg gibt und man ständig von Autos und Bussen überholt wird – auf der einen Seite eine Felswand, auf der anderen einen bewaldeten Abhang.

bemalte Steine nahe des Aussichtspunktes

Eine knappe Stunde brauchen wir für den Weg nach oben, dann genießen wir die Aussicht. Zumindest in den Umständen entsprechendem Maße, denn die Regenfront von heute Morgen hat sich unterdessen in dicke Nebelschleier gewandelt, die über dem Regenwald liegen. Nur erahnen lassen sich Küste und Horizont.

Ausblick vom Aussichtspunkt

Ausblick vom Aussichtspunkt

Zwei Minuten nach uns kommen noch zwei Autos am Aussichtspunkt an. Einen Moment später wissen wir: Deutsche, natürlich. Wie könnte es anders sein, hier, am anderen Ende der Welt.
Dann beginnt er, der Regen. Erst langsam, dann wird der Nieselregen ein etwas stärkerer Dauerregen. Wer ein Regencape hat, zieht es an und wir begeben uns auf den Rückweg, glücklicherweise bergab.
Einen halben Kilometer später hat sich der etwas stärkere Dauerregen in einen sehr starken Wolkenbruch verwandelt. Meine Fototasche unter dem Regencape platziert, komme ich an meine Sonnebrille nicht heran und bremse daher fast bis zum Stillstand herunter, zu schlecht ist die Sicht mit einem halben Meer in den Augen.

Kurz vorm Abendessen kommen wir wieder an, nass bis auf die Knochen. Die Regencapler natürlich etwas weniger. Der Abend wird wieder traditionell mit Kartenspiel verbracht.

Reisebericht Queensland (Tag 3)

Sonntag, den 18. November 2007

Frei haben wir heute, sagt der Reiseplan. Spaghetti haben wir heute, sagt das Frühstücksbuffet. Und dazu natürlich die obligatorische Tomatensauce und dann noch Spiegelei, Würstchen, Toast, die ganze Palette eben, inklusive Erinnerungen an kulinarische Genüsse zu früher Stunde im Vereinigten Königreich. Wohl diese Erinnerungen zusammen mit meiner generellen Abneigung gegen Essen zu früher Stunde lassen mich selbiges dann auch verschmähen.

Nachdem sich Franziska und Marvin zum Dschunglesurfing angemldet haben, bewegen wir uns am Vormittag etwas durch die nähere Umgebung – und zwar auf den zweieinhalb Kilometer langen Rundgang durch den Regenwald. Ungefähr so ausgetreten wie der gestrige Weg und obendrein noch durch farbiges Band gekennzeichnet.
Soweit zumindest der Plan. Kurz bevor die Hälfte der Strecke erreicht – und wir uns damit fast so weit wie vorgesehen vom „Crocodylus Village“ entfernt haben – endet die Schnur plötzlich im Nichts. Als unerschrockene Forscher mit Regenwalderfahrungen vom Vorabend gehen wir jedoch weiter und – siehe da -, die Schnur fängt wieder an. Vielleicht hat da einfach jemand eine Idee für ein individuelles Souvenier gehabt?

Einige nicht sehr vertrauensvolle Brücken später haben wir wieder den festen Boden des „Crocodylus Village“ unter den Füßen und das Zeltdach über unseren Köpfen. Und spielen Karten. Und Dart. Und Karten. Und ich gehe ins Internet und rufe meine E-Mails ab. Franziska versucht sich wieder vom Dschunglesurfing abzumelden. Erfolgreich, wie man mir mitteilt.
Dann gibt es Essen. Für mich heute ein scharfes Reisgericht. Und zum Nachtisch Kuchen, allerdings keinen neuen, wir spielen heute Resteessen.
Und dann spielen wir wieder Karten. Und Essen. Und spielen Karten.

Nicht, dass Kartenspielen langweilig wäre. Ich wollte schon immer mal jemanden als Teil eines Spieles als Arschloch bezeichnen dürfen, während ich gleichzeitig Chef bin. Die Gesellschaft ist gut, keine Frage. Und auf der Tanzfläche steppt derweil der Bär.

Reisebericht Queensland (Tag 2)

Samstag, den 17. November 2007

Frühstück gibt es in aller Herrgottsfrühe. Also für alle diejenigen, die nicht erst wie ich um kurz nach acht aufstehen, nur einen Happen essen und dann um viertel vor neun pünktlich zur Busabfahrt bereitstehen. Denen, die sich die Zeit zum Frühstücken nehmen, winkt ein reichhaltiges Buffet in „all inclusive“-Manier. Wobei auch mein „Happen“ aus Ei, Fisch vom Great Barrier Riff, einem Erdnussbuttertoast, Rührei, einem Crossaint und Milch besteht. Und in den Toaster würde sogar „Bernd das Brot“ passen.

überdimensionierter Toaster

Die Fahrt geht an den Daintree River, wo wir gegen elf Uhr eintreffen.

Die Boote sind allerdings noch nicht da und so laufen wir vom Fluss ein Stück zurück in eine kleine Ansammlung von Restaurants und Shops für Touristen und nehmen ein zweites Frühstück ein. Für mich gibt es ein Hotdog und ich bin ganz froh darüber, dass ich als zweiter bestellt habe. Die letzten sind nämlich zu spät wieder am Bus zurück und das gibt Minuspunkte für die Gruppe. Zumindest theoretisch.

Schlange

Hotdog

Auf dem Weg zurück zu den Bussen begegnet uns übrigens ein Frosch. Oder vielmehr wir begegnem ihm. Während wir auf die anderen warten und einige Landschaftsfotos machen, fällt uns ein Schild auf, das vor Krokodilen im Fluss warnt. In Englisch, in asiatischen Schriftzeichen und auch groß und deutlich: In Deutsch! Anscheinend haben schon einige deutsche Touristen im Daintree River ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Frosch auf der Straße

Busse

Warnung vor Krokodilen

Gegen halb zwölf brechen wir dann auf zu der ungefähr einstündigen Flussfahrt. Und die beginnt nicht etwa mit Krokodilen, wie man im „Crocodile Express“ durchaus vermuten könnte, sondern mit Fledermäusen. Und mit Logodilen, den Möchtegernkrokodilen. Aber auch mit einer, trotz des verregneten Wetters, schönen Aussicht.

Logodil

auf dem Daintree River

Aussicht am Daintree River

Aussicht am Daintree River

Aussicht am Daintree River

Aussicht am Daintree River

Aussicht am Daintree River

Apropos verregnetes Wetter: Es sieht nicht nur zugezogen aus, sondern es nieselt auch. Ist ein wenig unpraktisch mit der Kamera – in der Bootsmitte ist es trocken, aber man hat keine Aussicht. Weiter außen wird die Aussicht besser, aber auch die Nässe nimmt zu. Mein Schulhut leistet mir hier gute Dienste zum Schutze meiner Kamera.

Fledermäuse am Ufer

Fledermäuse am Ufer

Wir sollen nach schwarz-gelben Mustern Ausschau halten, sagt man uns. Allerdings sollten die schon tierischer Natur sein.

Boot mit Krokodilfarbmuster

Das erste Krokodil, das wir sehen, nimmt sich leider gerade eine Auszeit unter Wasser und lässt sich auch nicht durch die Booten dazu bewegen, aufzutauchen. Und mehr als einen Schatten gibt es auch nicht zu sehen.

Krokodil unter Wasser

Trotzdem versuchen alle wie wild, Fotos zu schießen. Nur blöd, dass das ohne Polarisationsfilter nicht richtig funktioniert. Und auf all den Kompaktkameras ist sicherlich keiner drauf. Nicht einmal auf meiner Spiegelreflexkamera ist einer, er war mir bislang einfach zu teuer.
Und weil alle gerne ein Foto erhaschen möchten, hat der Bootsführer so seine Probleme, alle zur Ordnung zu ermahnen – und dazu, bitte auf der jeweils eigenen Bootsseite zu bleiben, anstatt alle auf eine Seite zu hüpfen und damit das Boot etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Das nächste Krokodil ist dann glücklicherweise über Wasser und macht am Ufer Pause. Unser Bootsführer gibt uns eine kleine Einführung in Sachen individuelle Merkmale bei Krokodilen.

Krokodil am Ufer des Daintree River

Unterscheidungsmerkmal bei Krokodilen: Schwanzmuster

Krokodil am Ufer des Daintree River

Nach der Bootsfahrt steigen wir gegen 13 Uhr wieder in die Busse und fahren zum „Crocodylus VillageGoogle MapsGoogle EarthMultimap.com, einer Ansammlung von Häusern, gebaut aus Holz und starker Plastikfolie, inmitten des Regenwaldes, wo wir zwischen zwei Regenschauern ungefähr eine Stunde später ankommen.
Von den Bussen aus folge ich dem allgemeinen Strom der Austauschschüler zur Rezeption und am sich daran anschließenden Aufenthaltsraum. Wobei Raum in diesem Fall einen Holzbau und eine überdimensionale Zeltplane meint, die sieben große Tische mit Bänken, zwei Couchecken, eine Tischreihe für das Buffet und eine offene Fläche spielend überspannt. All das ist umgeben von dichtem Regenwald, nur durchschnitten von weißen Kieselsteinwegen und den rainforest huts. Davon gibt es laut Karte insgesamt 15 Stück (inklusive des „managers house“) und das Schild an der Straße verkündet, dass „Crocodylus Village“ heute, morgen und übermorgen geschlossen sei – wohl ein Hinweis darauf, dass wir die meisten der Hütten einnehmen.
Darüber hinausgehend gibt es noch einen (doch recht kleinen) Pool, eine Bar (Die Bardame verkündet allerdings bei der allgemeinen Begrüßung, dass sie keinen Alkohol an Minderjährige ausschenken würde, schließlich habe sie selbst Kinder.), die Küche, Toiletten und Duschen sowie einen Wasch- und Trockenraum.
Elektrizität gibt es im „Crocodylus Village“ nicht, zumindest nicht einfach zur allgemeinen Verfügung. Der Strom käme hier nach Angaben der Gruppenleiter nämlich nicht über die Stromleitung, sondern aus dem Generator. Es gibt Licht und Deckenventilatoren in den Zimmern, aber keine Steckdosen. Die gibt es nur an der Rezeption, der freundliche Herr dort ist aber immer gerne bereit, ein Handy oder einen Kameraakku zum Aufladen entgegenzunehmen.
Vom Crocodylus Village sind es ungefähr 3,5 Kilometer in östliche Richtung zum Strand, dem „Cow Bay“, die sich in den ersten und größten und zwei weitere, kleinere Sandstrände unterteilt, die nördlich des ersten liegen. In westlicher Richtung mündet die Straße nach zwei Kilometern in die Hauptstraße. Biegt man links ab, sind es nocheinmal 1,7 Kilometer bis zu der Abzweigung zum „Daintree Discovery Centre“ und weitere zwei bis zu einem Aussichtspunkt. Biegt man hingegen rechts ab, kommt man nach einem Kilometer am „Hutchinsons Creek“ vorbei, in dem man schwimmen kann.

Hutchinsons Creek

Danach sind es dann noch 2,2 Kilometer bis zur Eiskremfabrik.

Katharina freundet sich in den ersten Minuten spontan erst einmal mit der Natur an und platziert – quasi zum Zeichen der Freundschaft und Blutsbrüderschaft – eine kleine, aber ausdrucksstarke Wunde neben ihrem rechten Auge. Die Pflanze, die sich ihr auf Augenhöhe in den Weg stellte, hat sich einfach nicht bewegen lassen, ihr Platz zu machen. Bei den Gruppenleitern hilft man gerne mit etwas Hausmitteln aus der Erste-Hilfe-Tasche.
Als alle ihr Gepäck auf die Zimmer getragen haben, findet sich eine kleine Gruppe von fast ausschließlich Deutschen unter dem großen Zeltdach zum Kartenspielen zusammen. Fast ausschließlich deshalb, weil neben Katharina und Katharina, Franziska, Marvin, Caro, Malte und Basti auch noch Toshi mit uns spielt. Übrigens der selbe Toshi wie der, den ich in Melbourne beim SCCE Barbecue kennenlernen durfte.

Den Nachmittag über werden wir gebeten, uns für die diversen Aktivitäten einzutragen. Besonders beworben wird hierbei das Dschunglesurfing und das Kajakfahren, für die extra bezahlt werden. Inklusive hingegen ist ein begleiteter night walk, eine Entdeckungstour durch die direkte Umgebung. Wir tragen uns für die heutige Tour ein, allerdings für die späteste, weil uns das genügend Zeit zum Abendessen gibt.

Nach dem Essen (ein Nudel-, ein Reis-, ein Fleischgericht, mit Glück bekam man zufällig, worauf man Hunger hatte) sind wir dann pünktlich um halb neun an der Rezeption. Katharina, Franziska und ich. Von den restlichen 21 eingetragenen Teilnehmern ist nichts zu sehen. Das ändert sich auch nach zehn Minuten oder nach einer Viertelstunde nicht. Geduld, Geduld, sagt man uns, die vorherige Gruppe sei ja auch noch gar nicht zurück.
Während wir warten, nähert sich uns ein ein wenig verwirrt wirkender Mann, der auf das Foto eines Opossums an der Wand zeigt und immer wieder „possum“ sagt. Und dann erklärt er uns, wir sollen den Mann, der die Führung macht, so rufen und grinst verschmitzt.
Nach einer guten halben Stunde tauchen dann kurz nach neun Uhr Taschenlampen aus dem Regenwald auf und es haben sich auch einige Teilnehmer an der Rezeption eingefunden. Da hat wohl jemand bei der Programmplanung mal eine halbe Stunde Pufferzeit eingeplant und ist damit auch ganz wunderbar gefahren, es fehlen nicht einmal mehr eine Handvoll Teilnehmer, als wir losgehen. Nur für pünktliche Regenwalderforscher ist es um so ärgerlicher, denn Zeit ist auf dieser Reise das wohl seltenste Gut.
Nachdem alle mit einer Hüfttasche mit einem Akku und einer daran angeschlossenen Taschenlampe ausgestattet sind, kann die Forschungsreise hinter der Rezeption beginnen, wo wir uns durch einigen Wildwuchs hindurch auf einen versteckten Trampelpfad begeben.
Unser Gruppenführer, der übrigens Possum heißt, was die Eskapaden des Mannes zuvor erklärt, zeigt uns entlang des Pfades nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, sondern führt auch vor, wie man sich an einer Liane schwingt – um uns dann aufzufordern, es nachzumachen. Einer der männlichen Teilnehmer entscheidet sich, die Liane hochzuklettern und wird erst nach gut drei Metern aus Zeitgründen gestoppt, andere Teilnehmer haben nicht mehr hinreichende Koordinationsfähigkeiten, um sich an der Liane zu schwingen und landen auf dem Hosenboden.
Dann, nach einer guten halben Stunde Fußmarsch, beginnt es zu nieseln. Nur ein wenig, aber genug, dass ich meinen Pullover aus Franziskas Rucksack nehme und mich einkleide, um meine Kamera darunter schützen zu können. Zwei Minuten später bin ich mir dafür selbst unendlich dankbar, denn es beginnt wie aus Eimern zu schütten.

laut Possum die älteste Pflanze auf der Welt

die Tierwelt im Regenwald

die Tierwelt im Regenwald

ein Easter Egg

die Tierwelt im Regenwald

die Tierwelt im Regenwald

die Tierwelt im Regenwald

die Tierwelt im Regenwald

die Tierwelt im Regenwald

Nach weiteren 40 Minuten lichtet sich der Regenwald für uns. An einer ebenso versteckten Stelle wie der Eingang führt uns unser Weg wieder auf die Straße zurück, auf der wir dann wieder zur Einfahrt des „Crocodylus Village“ zurücklaufen.

Es ist schon elf Uhr und ich entscheide mich, nach einer Dusche ins Bett zu gehen. Auf der offenen Fläche im Aufenthaltszelt ist unterdessen eine wilde Party im Gange. Alkoholfrei, versteht sich. Schließlich wird nach Hause geschickt, wer sich erwischen lässt.

So zumindest die offizielle Version.


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