500 hinter und tausende vor mir

Montag, den 9. Juli 2007

Schließlich ist der Koffer endgültig voll, die letzten Sachen sind hastig im Handgepäck verstaut. Mit kurz geschnittenen Haaren geht es kurz vor neun Uhr auf den Weg. Während der Fahrt fällt mir auf einem neuen Autobahnabschnitt auf, dass die neu aufgemalten Mittelstreifen kleiner sind als ihre Vorgänger. Scheinbar scheint hier ein gehöriges Einsparpotential zu liegen…
500 Kilometer liegen vor mir, aber mein Vater fährt schnell, ich schlafe ein wenig und wir sind pünktlich am Haus der Jugend. „Muss ich noch mit reinkommen?“ – „Wenn du möchtest“, ein kurzer Abschied und dann ist er weg. Weg für eine lange Zeit.
Drinnen sammeln sich dutzende Austauschschüler, fast ausschließlich alle mit mindestens ihren Eltern. Jeder kriegt einen Aufkleber mit Namen, Programmdauer und Zielflughafen und dann beginnt für mich das Warten. Um mich herum werden die anderen verabschiedet, mit ein paar Minuten Verzögerung geht es dann in den Keller in zwei Seminarräume (getrennt nach Melbourne/Adelaide und allen anderen Zielflughäfen). Einige Stunden Vorbereitungsseminar stehen mir bevor, während es draußen – wie könnte es anders sein – regnet.
Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das Seminar zum größten Teil ähnlich ergiebig war wie das Elternseminar. Und auch, dass es tatsächlich Leute gibt, die zwei Handgepäckstücke mitführen – die beide 7 kg wiegen -, sich dann versichern möchten (noch immer erstaunt über die Begrenzung auf ein Stück), ob die Laptoptasche darüberhinaus extra mitgeführt werden dürfe. Ich scheine mich hingegen mit meinen „nur“ gut 2 kg Übergewicht im Koffer noch am unteren Ende der Skala zu befinden. Die wesentlichen Inhalte des Seminars bestehen aus „vermeidet Missverständnisse“, „schließt Kompromisse“ und „redet miteinander“. Auch Nachfragen zu politischen Orientierungen (beispielsweise George W. Bush gegenüber) oder zur Begrüßungszeremonie am Flughafen sind an der Tagesordnung.
Dann gibt es Abendessen, eine letzte Mahlzeit in Deutschland (und das in einer Jugendherberge). Auf dem Weg dorthin schnappe ich die ersten Ängste einiger Austauschschülerinnen auf, die sich sehr schön in folgendem Zitat wiederspiegeln: „Oh, ich hab so ’ne Angst, am Montag ungeschminkt in die Schule zu gehen“. Das Essen ist erstaunlich gut. Ich bekleckere mein Quantas-T-Shirt, behalte es aber vorerst an. Später will ich es gegen das STEP IN-T-Shirt tauschen.
Um viertel nach sieben geht dann der Bus in Richtung Flughafen. Dort angekommen, versperren wir erst einmal mit unserer Gruppe die Fahrbahn vor dem Eingang des Terminals, bis wir dann hinein drängen und uns am Check-in versammeln. Im Computer gibt es einen Fehler mit den Flügen und daher haben die Mitarbeiter von Quantas mit dem Eintippen der gesamten Flugdaten wesentlich mehr zu tun als damit, etwaiges Übergepäck zu berechnen. Im Anschluss versammeln sich alle zum Gruppenfoto und dann geht es durch die Passkontrolle, wo sich die STEP IN-Mitarbeiterinnen zwangsläufig verabschieden müssen. Von dort dann so langsam durch die diversen Kontrollen zum Gate, was nicht so ganz einfach ist, weil eine kuriose Umleitung dafür sorgt, dass wir ein wenig verwundert hin und her irren. Da wir aber anscheinend nicht die ersten sind, weist uns ein freundlicher Flughafenmitarbeiter den Weg.
Da man uns versprochen hatte, am Gate Steckdosen zu finden, bin ich der erste, der dort aufläuft und sich schon eine ganze Zeit lang vor dem Einlass an den Schalter stellt. Ich bin auch einer der ersten drinnen – nur Steckdosen, die gibt es leider nicht… Auch zum Boarding bin ich einer der ersten, dann allerdings macht man unsere Mitreisenden und uns darauf aufmerksam, dass nach Sitzreihen geboarded wird – also nochmal warten. Zehn Minuten später geht es dann endlich in die Maschine und da die Plätze der Steppies – entgegen früherer Angaben von Quantas, aber wen wundert das schon – nicht an einem Block gebucht sind (und ich mich damit frage, warum ich keinen Sitzplatz habe reservieren können), wird fleißig herumgetauscht, damit jeder bei seinen Freunden sitzen kann. Ich setze mich zwei Reihen weiter nach vorne, während mein ursprünglicher Sitzplatz noch zwei weitere Zwischenbesitzer hat, bevor sich ein Junge darauf niederlässt.
Der Flug nach Singapur verläuft sehr ruhig, kein Getränk schwappt über. Ich schlafe von den rund 12 Stunden, die wir in der Luft sind, wohl um die 6 oder 7 Stunden. Dann heißt es vorerst raus aus der Maschine, es wird aufgetankt. Alles muss mitgenommen werden – was bleibt, wird konfisziert.

Für Analphabeten und solche, die nicht lesen wollen

Sonntag, den 20. Mai 2007

Nur 35 Minuten Verspätung, das ist wohl einsame Spitze – aber fangen wir lieber vorne an:
Wie angekündigt ging es ja nun nach Würzburg. Aber man reist ja nicht alleine, sondern inklusive Haushaltsvorstand – und deshalb auch erster Klasse. Und eines muss man der Bahn ja lassen, trotz Verspätung, so ein nettes Freigetränk auf der langen Zugfahrt und Steckdosen am Sitzplatz sind schon praktisch.

Das Seminar selbst war leider nicht so überzeugend wie der Im-Zug-Service. Nach einer Begrüßung wurden Schüler und Eltern getrennt. Die Schüler verlebten eineinhalb Stunden mit zwei Betreuern von STEP IN und zwei Returnees, davon eine aus Kanada und eine aus den USA. Große Vorstellungsrunde (schön mit Zahlen ziehen und selbstständig den Partner finden, also das volle Programm) und dem passenden drumherum. Alles in allem ein ganz netter Plausch, aber leider auch nicht mehr – auch wenn jetzt einige Schüler schlauer sind und wissen, dass man eine Geige nicht immer als Handgepäck mitnehmen kann und dass nach Australien nur ein Koffer mit 20 kg mitgenommen werden darf. Basta.
Die Eltern wurden vertraut gemacht mit den Punkten Kontaktaufnahme, Gastgeschenke, Ankunft, Sprachschwierigkeiten/Müdigkeit, Leben in der Gastfamilie, Phasen des Aufenthalts (Kulturstress, etc.), Schulalltag und den Regeln.
Danach gab es eine Pause mit Getränken und Gebäck, bevor es dann weiterging mit einem kleinen Überblick über den Ablauf bis zur Ausreise. Vorbereitungsseminare stünden noch an, die Flugtermine habe man meist schon, den Visumsbrief bekäme man demnächst, so er denn noch nicht da sei, die Versicherungen wurden noch einmal erläutert und einige Worte zum Taschengeld verloren. Das nächste Thema war die Reintegration nach der Rückkehr nach Deutschland, anschließend berichteten die zwei Returnees auch noch einmal vor den Eltern kurz von ihrem Aufenthalt.

Wirklich neues habe ich nicht viel erfahren, im Wesentlichen war die Veranstaltung eine Aufarbeitung des Eltern- und Schülerhandbuches – was dafür spricht, dass entweder das Handbuch sehr gut oder das Seminar sehr unnötig war. Oder beides.

Freistellung vom Unterricht

Sonntag, den 22. April 2007

So langsam wird es ernst: noch 78 Tage. Ich hab zwar noch keine Gastfamilie, aber dafür hier die Bitte meines Vaters um Freistellung vom Unterricht in Deutschland. Zwei Schulen zur gleichen Zeit zu besuchen, dürfte auch schwierig sein, wo die Flugzeit nach Australien selbst einen noch so engen Terminplan wieder zunichte machen würde.

Nach Würzburg gehts übrigens mit dem Auto. Vielleicht auch schon am Tag vorher. Amateurfunkbetrieb aus dem Auto, ich komme!

Wieso auch Hannover – nehmen wir doch einfach Würzburg

Dienstag, den 17. April 2007

Elternseminar bei STEP IN steht an und weil an dem Tag, in dem es in Hannover stattfindet, leider auch der Hafengeburtstag in Hamburg ist, gehts für meine Eltern und mich stattdessen am 20. Mai nach Würzburg. Aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Bahn.

Hannover wäre natürlich irgendwie schon schöner gewesen, da hätte ich nach dem Austauschjahr die Chance gehabt, den ein oder anderen nochmal wiederzusehen. Aber wir sehen uns ja ohnehin alle am Abflugtag. Da ist nämlich ab Mittag Treffen in Frankfurt. Also: Hey ho, let’s go!


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