Reisebericht Queensland (Tag 4)

Montag, den 19. November 2007

Auch heute wagen sich wieder einige Mutige in die Fluten und stürzen sich am frühen Vormittag mit Kajaks ins Meer.

Kajaks

Katharina, Franziska und ich nutzen die Gelegenheit und fahren im Bus mit und gehen dann ein wenig am Strand spazieren. Es scheint auflaufend Wasser zu sein und ich entscheide mich, meine Schuhe anzubehalten und über die Steine zu klettern, anstelle barfuß durchs Wasser zu laufen.

Strand

Strand

Einige Erinnerungsfotos, dann setzen wir uns für einen Moment hin, um die Aussicht zu genießen. Die an der Stelle allerdings etwas begrenzt ist, weil wir uns hinter einigen Büschen niedergelassen haben, die den Blick zu Meer versperren.

Echse

Als wir uns wieder auf den Weg zurück zum ersten Strand machen, zieht südlich von uns eine Regenfront heran. Ich versuche noch, das Objektiv zu wechseln und ein Foto zu machen, aber der Regen ist zu schnell und ich muss unter die Bäume flüchten. Wir haben wir uns zwar am Morgen glücklicherweise mit Regencapes eingedeckt, sind jedoch noch etwas ungeübt in der Handhabung und so dauert es doch einige Zeit, bis alles regensicher ist. Die Kajakfans sind unterdessen auch wieder gestrandet, einige von ihnen gehen noch einmal schwimmen.
Wir hingegen treten den Heimweg an. Es ist nass, es ist schwül. Jedes Mal, wenn es anfängt zu regnen, ziehen wir die Regencapes über. Gut fünf Minuten später ist uns so heiß, dass wir sie wieder ausziehen, worauf es eine weitere Minute später wieder zu regnen beginnt.

Nachhauseweg

Dieser Kreislauf zieht sich für ungefähr eineinhalb Stunden hin, dann kommen wir am „Crocodylus Village“ an.

Zum Mittagessen gibt es Burger zum selbst zusammenstellen. Danach, so ist es geplant, leiht sich unsere Gruppe von Deutschen – inklusive unserem japanischen Freund – Fahrräder an der Rezeption und wir fahren zur Eiskremfabrik. Fabrik ist hier jedoch eher im Sinne eines kleinen Werksverkaufes zu verstehen, die Preise der Bekanntheit der Touristenattraktion Rechnung tragend.

Ananas, eine der Geschmacksrichtungen der Eiskremfabrik

Dort treffen wir auf Anna, eine andere deutsche Austauschschülerin, die von ihrer Gruppe an der Fabrik zurückgelassen wurde und jetzt darauf wartet, von Possum eingesammelt zu werden, weil sie mit einem verletzten Fuß nicht mehr laufen kann. So war es zumindest vereinbart, aufgetaucht ist er bislang nicht.
Wir versprechen Anna, ihr zu helfen und fahren zurück zur Einmündung der Straße, an der das „Crocodylus Village“ liegt. Auf dem Weg sehen wir den Bus und Basti und ich treten ordentlich in die Pedale, um ihn zu erreichen und Possums Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.

An der Einmündung angekommen, entscheiden wir uns, anstelle die Fahrräder schon zurückzugeben, unseren Ausflug noch bis zum Aussichtspunkt zu verlängern. Dreieinhalb Kilometer Weg sind vor uns – und erst allmählich realisieren wir, dass das, was auf der Karte so einfach aussah und sich im Bus so leicht anfühlte, doch eine recht harte Tour mit nicht zu unterschätzenden Steigungen ist, auf der es keinen Fußgängerweg gibt und man ständig von Autos und Bussen überholt wird – auf der einen Seite eine Felswand, auf der anderen einen bewaldeten Abhang.

bemalte Steine nahe des Aussichtspunktes

Eine knappe Stunde brauchen wir für den Weg nach oben, dann genießen wir die Aussicht. Zumindest in den Umständen entsprechendem Maße, denn die Regenfront von heute Morgen hat sich unterdessen in dicke Nebelschleier gewandelt, die über dem Regenwald liegen. Nur erahnen lassen sich Küste und Horizont.

Ausblick vom Aussichtspunkt

Ausblick vom Aussichtspunkt

Zwei Minuten nach uns kommen noch zwei Autos am Aussichtspunkt an. Einen Moment später wissen wir: Deutsche, natürlich. Wie könnte es anders sein, hier, am anderen Ende der Welt.
Dann beginnt er, der Regen. Erst langsam, dann wird der Nieselregen ein etwas stärkerer Dauerregen. Wer ein Regencape hat, zieht es an und wir begeben uns auf den Rückweg, glücklicherweise bergab.
Einen halben Kilometer später hat sich der etwas stärkere Dauerregen in einen sehr starken Wolkenbruch verwandelt. Meine Fototasche unter dem Regencape platziert, komme ich an meine Sonnebrille nicht heran und bremse daher fast bis zum Stillstand herunter, zu schlecht ist die Sicht mit einem halben Meer in den Augen.

Kurz vorm Abendessen kommen wir wieder an, nass bis auf die Knochen. Die Regencapler natürlich etwas weniger. Der Abend wird wieder traditionell mit Kartenspiel verbracht.

(Um)Zug (um) um Zug – Reloaded

Donnerstag, den 15. November 2007

In Anbetracht der im Moment etwas stressigen Situation werde ich mich kurz fassen: Ich werde umziehen.

250 km weg von hier – in die Nähe Portlands. So gerade noch in Victoria, aber nicht weit von Southern Australia. Tom und Susanna werden mich aufnehmen, meine Gastgeschwister sind Tim, 10 Jahre alt, und Hale (3). Die Namen sind – aus altbekannten Gründen – natürlich geändert.

„In der Nähe Portlands“ meint in diesem Fall ein Weingut, ungefähr 20 km nördlich. Nach Google Maps zu schließen ungefähr vier bis fünf Kilometer vom nächsten Ort entfernt, in dem ich vermutlich zur Schule gehen werde. Genau weiß ich das noch nicht, viel mehr als den Namen und ein paar eher spärliche Hintergrundinformationen weiß ich noch nicht – und die Schule gehört zu den mir noch unbekannten Sachen.

Neben dem Meer in greifbarer Nähe (20 km sind in Australien ja nun ein Katzensprung), hätte ich über die Schwägerin meines Gastvaters* auch „Zugang zu Pferden“, wie Margaret es formulierte.

Vor mir hat die Familie zuletzt einen Deutschen gehostet, davor jemanden aus einem der skandinavischen Länder.

Die Zeitplanung sieht wie folgt aus: Morgen früh geht es nach Cairns, danach werde ich dann von meinen neuen Gasteltern am Flughafen in Melbourne in Empfang genommen. Meine Sachen acht bis vierzehn, die nicht mit nach Cairns kommen, werden in der Woche von Margaret betreut.

In diesem Sinne wünsche ich allerseits eine schöne Woche und ich halte es wie in Singapur: Ich melde mich wieder, sobald ich Internet habe. Bis dahin bleibt mir nur noch, schönes Wetter zu wünschen. Ich werde es haben.

*) Meine Deutschlehrerin hätte mir hier vermutlich einen deutlichen Vermerk zum Ausdruck verpasst.

Ein erster Rückblick

Mittwoch, den 12. September 2007

Zwei Monate sind nun vorüber, so langsam kehrt hier unten das Alltagsleben ein. Zeit für einen kleinen Rückblick auf das bisher Erlebte.

Die erste Zeit war hart – ich glaube, das kann man so sagen. Das Einleben im fremden Land „Australien“ wurde mir durch die Begleitumstände doch etwas erschwert. Die Zeit bei meiner Koordinatorin und dann der Umzug zu meiner ersten richtigen Gastfamilie war stressig, aber es wurde langsam besser.

Nicht nur die großen Sachen wie zum Beispiel die Sprache sind anders. Es sind vielmehr die kleinen Dinge, die einen Tag für Tag wieder überraschen: Die Sonne, die zur Mittagszeit im Norden statt im Süden steht. Die Autos, die auf der falschen Fahrbahnseite fahren. Einzig und allein das Wasser im Ausfluss habe ich noch nicht eingehend genug studiert, um herauszufinden, ob es tatsächlich in die andere Richtung strudelt.

Auch die Menschen hier sind anders. Gemeinsam haben sie alle eines: Sie sprechen Englisch. Einige wiederum sprechen auch Deutsch. Mein Pastoral Group Lehrer zum Beispiel. Oder Flavia, eine meiner Mitschülerinnen in meinem Mathekurs.
Allesamt sind sie das, was man von einem typischen Australier immer so sagt: Offen und freundlich. Das geht so weit, dass ich die Umgangsformen meiner Mitschüler untereinander neu lernen und einschätzen lernen muss. Hier wird umarmt wie in Deutschland „Hallo“ gesagt und auch die inflationäre Benutzung von „I love you“ in der Bedeutung „Ich mag dich“ anstelle des „Ich liebe dich“ wirkt zu Beginn etwas skurril.

Auch die Schule ist nicht so, wie ich sie aus Deutschland gewohnt bin. Nicht nur, dass hier die Fächerwahl bereits im siebten oder achten Schuljahr beginnt* und die Schüler daher nicht in Klassen, sondern in Häusern angeordnet sind – sondern auch das Fächerangebot und das Leistungsniveau sind anders. Das eine deutlich höher, das andere genau so deutlich niedriger.
Und auf einer katholischen Schule ist sowieso erst einmal alles anders. Die Messe, die von Zeit zu Zeit während der Schulzeit abgehalten wird, gehört dazu. Und dass die E-Mail-Signatur meines Physiklehrers einen religiösen Spruch enthält, war auch erst einmal eine komische Sache. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran, obwohl die Attraktivität der Aktivitäten im Religionsunterricht und die damit verbundene Arbeitshaltung und die in Deutschland sich erstaunlicherweise nichts nehmen.

Es ist immer da, aber nur wenn es schlecht ist – oder sich grundlegend ändert -, bemerkt man es: Das Wetter. Im Winter im T-Shirt durch die Innenstadt zu spazieren, würde in Deutschland den wenigsten Leuten einfallen. Das ist in Angesicht des Klimas auch eher verständlich. Hier ist es recht normal. Zumindest dann, wenn es nicht „der kälteste Morgen in Sydney seit 21 Jahren“ ist. Ist es aber normalerweise nicht, nur so alle 21 Jahre…
Meine Sonnenbrille zu tragen, habe ich mir übrigens schon angewöhnt. Außer an bedeckten Tagen und in Gebäuden natürlich habe ich sie immer auf der Nase. Und das ist auch gut so, schließlich möchte ich von meinen Augen gerne noch etwas länger etwas haben und die Sonne scheint hier doch ziemlich lang und ziemlich stark.

Apropos Innenstadt, Ladenöffnungszeiten sind hier auch so eine Sache. Da ist nichts mit abends noch einmal durch die Innenstadt bummeln – hier werden noch vor 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Und dann kommen die bösen Leute, habe ich mir sagen lassen. Eintritt in Pubs gibts unter 18 Jahren ohnehin nicht, also was will man denn dann noch draußen?

Auch der Alkohol ist hier ein Thema für sich. Eigentlich sollte es ihn erst ab 18 Jahren geben. Aber augenscheinlich funktioniert das ungefähr genau so gut wie die 16-Jahre-Grenze in Deutschland: Fast gar nicht bis ganz gar nicht. Und die Diskussionen über Alkoholintoxikationen im Fernsehen sind die gleichen. Die Alkoholschmuggelei auf Klassenfahrten nebenbei übrigens auch.

Die Musik in Australien ist nicht viel anders als die in Deutschland. Die selben internationalen Acts und dann halt anstelle Deutschrocks eben die Gewinner von Australian Idol. Außer Rammstein und Tokio Hotel – die sind auch hier unten bekannt und Rammstein hört man sich wohl auch mal ganz gerne an. Und Schnappi, aber da werde ich mich drüber ausschweigen. Schließlich singen meine Gastschwestern es schon oft genug.

Das, was die meisten Austauschschüler mit am meisten fürchten, eine fremde Sprache zu sprechen, ist überhaupt kein Problem. Nein, ganz im Gegenteil: Ich bekomme diesen netten Austauschschüler-Bonus wenn ich wieder einmal das erste e in vegetables stimmhaft ausspreche und die Lacher so halb auf meiner Seite habe. Ein bisschen lachen sie dann doch über mich, meine Mitschüler, aber sie meinen es nicht böse.

Für den Busch und seine weite Landschaft ist Australien berühmt – gesehen habe ich von beidem aber noch nicht so sonderlich viel. Genaugenommen habe ich in Deutschland in den Bildbänden sogar mehr Busch gesehen als in Australien.
Aber wenigtens den Regenwald werde ich bald erleben dürfen. Wenn es im November nach Queensland geht, wird das nur einer von vielen interessanten Punkten sein…

Und wem das noch nicht genug des Rückblickes war, der ist gerne aufgerufen, ein wenig in der „Fragen und Antworten„-Sektion zu stöbern und selbst etwas dazu beizutragen. Und hoffentlich bald veröffentliche ich auch die Berichte des vergangenen Monats. Geduld ist eine Tugend, sagt mein Gastvater. Wo er Recht hat, hat er Recht. Und in der Zwischenzeit kann man sich ja an meinen Fotos erfreuen

*) Die Fächerwahl in einem derart jungen Alter sorgt übrigens für kontroverse Diskussionen. Nichtsdestotrotz geht das Ganze aber auch noch eine Spur verschärfter, wie man in Deutschland gerade zu zeigen versucht.


Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken & handeln!Willst du auch bei der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien: