schlimmste Umweltkatastrophe seit 110 Jahren

Dienstag, den 10. Februar 2009

„The disaster area, more than twice the size of London and encompassing more than 20 towns north of Melbourne, has been declared a crime zone by officials. Police tape flutters around charred houses where bodies have been found.

At least 173 people have been confirmed killed in the fires, but officials say the toll will rise.“

173 Tote. Jeden Morgen, den ich aufwache, sind es mehr. Jeden Abend, wenn ich australisches Radio höre, sind es mehr.
Die roten Punkte auf der Landkarte werden immer mehr und immer größer. 6 Feuer sind als large eingestuft: 50 Hektar und mehr. Das ist eine halbe Million Quadratmeter – mindestens. Jeweils.

Wer Familie oder Freunde in Australien nicht erreichen kann und um ihr Wohlergehen besorgt ist, kann sich unter +61 3 9328 3716 beim Roten Kreuz erkundigen.

Beim Roten Kreuz kann man auch spenden. Online in weniger als zwei Minuten. Vor zwei Stunden war der Spendenstand bei 31,2 Millionen australischer Dollar. Da geht noch was.

Jetzt.

Halbzeit!

Donnerstag, den 3. Januar 2008

Vor einer Woche war Halbzeit. Die Hälfte der Zeit im Ausland ist rum und die zweite Hälfte scheint nur noch halb so lang. Zeit für einen weiteren kleinen Rückblick.

Ich bin kürzlich gefragt worden, ob ich während meiner Zeit in Australien Heimweh verspürt habe. Die Antwort darauf ist Nein. Natürlich ist es ein komisches Gefühl, sich für fast ein Jahr von zu Hause zu verabschieden und sich in ein Land aufzumachen, in dem man noch nie vorher war, das am anderen Ende der Welt liegt, in dem die Menschen eine andere Sprache sprechen und über das man eigentlich nichts weiß, außer dass es weit weg und heiß ist. Aber im Gegenteil zum Auswandern wusste ich in dem Moment, als ich meinen Fuß ins Flugzeug gesetzt habe, schon ziemlich genau, wann ich aus einem anderen Flugzeug heraus wieder deutschen Boden betreten würde. Und diese Perspektive ist doch sehr hilfreich.

Und natürlich beginnt man mit der Zeit auch Dinge zu vermissen. Erstaunlicherweise sind das aber weniger die großen Dinge als die kleineren Annehmlichkeiten und Gewohnheiten des eigenen Lebens. Das sind Dinge wie das Spazierengehen mit meinem Hund um Mitternacht, in der Mitte der Hauptstraße in meinem Heimatort, immer auf dem Mittelstreifen entlang. Oder um fünf vor zehn Uhr abends noch kurz mit dem Fahrrad einkaufen zu fahren – nur für eine Packung Pringles. Oder mit einem Bus zu fahren, der alle dreihundert Meter an einer Haltestelle anhält (und verhältnismäßig zu den australischen Verkehrsmitteln sehr überteuert ist). Oder einen deutschen Sonnenaufgang zu fotografieren. Oder Kühe über die Felder zu treiben. Oder auszureiten.

Aber es gibt natürlich auch generelle Dinge, die ich vermisse. Die Möglichkeit, selbstständig zu leben und zu handeln gehört zweifelsohne dazu. Und die Möglichkeit, zu arbeiten und keinem Vertrag mehr unterworfen zu sein, der einem genau das verbietet. Freiheit ist ein kostbares Gut, eines der kostbarsten, das wir haben.

Und dann sind da natürlich auch einige lebendige Dinge, die ich vermisse. Menschen und Tiere, große und kleine. Und kleine, die mittlerweile auf dem Weg sind, große zu werden. Menschen, die schon immer zu meiner Familie gehört haben und die immer dazugehören werden. Freunde, die es über die Jahre geworden sind und hoffentlich noch lange bleiben werden. Und natürlich auch meine tierische Freunde, deren Zeitgefühl ein etwas anderes ist und die nicht wissen werden, wie viele Monate ich weg gewesen sein werde, wenn ich wiederkomme.
Passend dazu auch der Spruch, den ich auf dem MySpace-Profil von Ashlee, einer Mitschülerin aus Shepparton, gefunden habe, in meiner eigenen, freien Übersetzung: „Menschen, nicht Dinge, sind die wahren Schätze des Lebens“. Wobei man in dieser Hinsicht das BGB nicht zu wörtlich nehmen sollte.

Hier unten in Australien liegt nun also noch ein nicht mehr ganzes halbes Jahr vor mir. Monate, die viele neue Erfahrungen, viele neue Bekanntschaften versprechen. Monate voller Schule und Ferien, voller Sesshaftigkeit und Reise durch die Weiten Australiens. Warme Monate, sonnige Monate. Und dann schließt sich nach meiner Rückkehr ein hoffentlich nicht zu kühler deutscher Sommer daran an.

Reisebericht Queensland (Tag 1)

Freitag, den 16. November 2007

Freitagmorgen, viertel nach fünf – der Wecker klingelt zum ersten Mal. Gegen halb sechs raffe ich mich dazu auf, mein Bett zu verlassen. Zähneputzen und dann das obligatorische Frühstück einnehmen. Wobei ich das auf ein Glas Wasser herunterschrauben kann. Um fünf vor sechs ist alles bereit. Meine Box steht vor der Tür, samt Koffer, Rucksack, Laptoptasche, Fotorucksack und der roten RMIT-Tasche. Mein gesamtes Hab und Gut, alles auf einem Fleck gibt mir doch ein wenig Umzugsfeeling. Berenice und Jerren sitzen am Tisch und wir warten.
Um kurz nach sechs kommt Lara mit ihren Gasteltern. Und einem Hund im Kofferraum, der wie ein Golden Retriever aussieht, mir aber als ein Golden-/Labrador-Retriever-Mix vorgestellt wird. Wir verstauen das Gepäck und tatsächlich passt alles in den Kofferraum. Ich verabschiede mich von Berenice und Jerren, bedanke mich bei ihnen und dann geht es los, zum letzten Mal zieht Shepparton an mir vorbei.
Auf dem Weg denke ich über meine neue Familie nach, von der ich noch nicht wirklich irgendetwas weiß. Und bekomme, weil Lara im Moment nicht schwer heben kann, noch die Fürsorge für den Transport eines zweiten Koffers übertragen.
Am Flughafen stehen wir, nachdem Lara eingecheckt und ich meinen Koffer abgegeben habe, vor der Sicherheitskontrolle und damit vor einem Problem. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich froh war, dass es sich nur um ein Taschenmesser in der Handtasche und nicht um eine klappbare Axt handelt. Glücklicherweise wissen die Sicherheitsbeamten von einem der Läden vor der Kontrolle, dass man dort gerne für einige Minuten Babysitter für ein Taschenmesser spielt.
Als ich durch die Kontrolle gehe, zeigt eine Laufschrift am Gerät, das das Handgepäck durchleuchtet „Mobiles OK“ und ohne zu realisieren, was das wirklich bedeutet, lasse ich mein Handy in der Tasche und marschiere durch die Kontrolleinheit. Kann natürlich nicht gut gehen, im zweiten Anlauf klappt es dann aber.
Nach so viel Aufregung gibt es erst einmal etwas zwischen die Beißerchen. Laras Gastmutter spendiert eine Runde Muffins für alle. Noch ein Abschiedsfoto und dann geht es los zum Flugzeug. Mein Gepäck sitzt noch immer im Wagen und von Margaret war auch noch nicht viel zu sehen. Aber sei es drum, ich fliege jetzt in den Urlaub!

Blick aus dem Flugzeug

Ankunft in Cairns

Auf dem Flug gibt es erst einmal etwas zu Essen: Reis mit Fleisch, Gemüse und Cashewkernen. Wahlweise auch ein anderes Gericht. Und das alles garniert mit dem Simpsons-Film.
Ich trage wieder mein Quantas-Shirt und diesmal fragt mich doch tatsächlich einer der Flugbegleiter, ob Quantas meine Koffer verloren habe. Ich sage Ja, es waren zwar nicht meine, aber der Verlust eines Gepäckstückes ist dafür verantwortlich, dass ich das T-Shirt überhaupt tragen kann. Dann entschuldigt er sich dafür.
Bevor wir landen mache ich noch einige Fotos aus dem Flugzeug.

Als Lara und ich in Cairns Google MapsGoogle EarthMultimap.com ankommen, schlägt uns als erstes die feuchtwarme, schwüle Luft entgegen. Am Ende des Ganges erwartet uns jemand mit dem „SCCE“-Schild. Wir holen unser Gepäck (mein Koffer ist natürlich wieder mal fast letzter), sehen einige andere Austauschschüler mit uns am Band stehen und finden uns schlussendlich in einer Gruppe von ungefähr einem Dutzend wieder bei der Frau mit dem Schild ein. Die übergibt ihren Posten an ihre Kollegin und läuft mit uns zu den Bussen. Also zu der Stelle, wo unser Bus sein sollte. Sollte.
Sie telefoniert einen Moment und erzählt uns dann – „für die, die es noch nicht wissen“ -, dass wir die nächste Woche in einer Gruppe von ungefähr 120 Austauschschülern verbringen werden.
Auf dem Weg zum Resort Google MapsGoogle EarthMultimap.com versuche ich, Jerren eine SMS zu schicken, bin aber aus unerklärlichen Gründen auch im fünften Anlauf nicht erfolgreich.

Im Resort angekommen, bin ich zunächst einmal von der Qualität der Unterkunft überrascht – und neidisch auf alle diejenigen, die in Badebekleidung und Handtüchern an die Rezeption kommen, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen.

Eingang des Cairns Colonial Resort

Ich warte also an der Rezeption, während Lara sich schon zu anderen Leuten gesellt hat. Nicht nur auf die Zimmerschlüssel, sondern auch auf die nächste Busladung, die meine Flugbegleitung Katharina und Franziska bringt. Und dann taucht Marvin, den wir auch vom Flug kennen, auf.
Er ist es auch, der mir mitteilt, dass ich mit ihm und zwei weiteren Deutschen in einem Zimmer übernachten werde. Bis wir in das Zimmer hineindürfen, dauert es aber noch einen Moment, denn es ist noch nicht bezugsfertig.
Einer der Betreuer sammelt Handynummern von allen Teilnehmern und gibt die grobe Zeitplanung für den Abend aus, die bis zum Abendessen erst einmal Freizeit vorsieht.

Eine lange Stunde im Foyer später sind die Zimmer dann aber auch fertig. Erstaunlich gut eingerichtete Zimmer übrigens: Fernseher, Kochnische, Badewannen-/Duschkombination. Nur bei den Betten hat man ein wenig gespart, es sind nur zwei Betten im Zimmer. Marvin schläft so auf der Coach, meine kann ich wenigstens ausklappen.

Auf dem Weg zurück zur Rezeption klingelt mein Handy. Ich gehöre eher nicht zu den Personen, die sich eines Handys bedienen würden, um mit Personen auf dem gleichen Grundstück zu kommunizieren. Aber irgendwie ist es doch praktisch – und wenn man es nicht bezahlen muss, warum nicht?
Der Telefonanruf verheißt Schwimmen gehen und das mache ich dann auch. An dieser Stelle Respekt an Katharina für das Ausnutzen einer einzigartigen Situation, mich unfreiwilligermaßen Baden lassen zu gehen. Und das, obwohl ich ihr das zuvor immer angedroht habe. Ich bin einfach ein zu netter Mensch.

Pool

Pool

Das Abendessen ist ebenso gut wie die Zimmer. Zwar ist es natürlich ein Buffet, aber ich könnte mich nicht über Auswahl und Reichhaltigkeit der Speisen beklagen.

Buffet zum Abendessen

Nach dem Abendessen geht es zu einer umfangreicheren Besprechung der kommenden Tage: Eine Vorstellung der Betreuer, eine Erinnerung an die Regeln (die wohl außer mir ohnehin niemand gelesen hat) und die Einteilung in sechs Gruppen sind die wesentlichen Punkte, für die wir zwei Stunden im Konferenzraum auf dem Boden sitzen. Apropos Punkte: Jede Gruppe erhält 200 davon; mehr gibt es bei gutem, Punkte abgezogen werden für schlechtes Verhalten.

Zwei der drei Pools werden um acht Uhr geschlossen, weil sie an die Rückfront von Zimmern angrenzen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält, den Abend gemütlich am Pool zu verbringen.

500 hinter und tausende vor mir

Montag, den 9. Juli 2007

Schließlich ist der Koffer endgültig voll, die letzten Sachen sind hastig im Handgepäck verstaut. Mit kurz geschnittenen Haaren geht es kurz vor neun Uhr auf den Weg. Während der Fahrt fällt mir auf einem neuen Autobahnabschnitt auf, dass die neu aufgemalten Mittelstreifen kleiner sind als ihre Vorgänger. Scheinbar scheint hier ein gehöriges Einsparpotential zu liegen…
500 Kilometer liegen vor mir, aber mein Vater fährt schnell, ich schlafe ein wenig und wir sind pünktlich am Haus der Jugend. „Muss ich noch mit reinkommen?“ – „Wenn du möchtest“, ein kurzer Abschied und dann ist er weg. Weg für eine lange Zeit.
Drinnen sammeln sich dutzende Austauschschüler, fast ausschließlich alle mit mindestens ihren Eltern. Jeder kriegt einen Aufkleber mit Namen, Programmdauer und Zielflughafen und dann beginnt für mich das Warten. Um mich herum werden die anderen verabschiedet, mit ein paar Minuten Verzögerung geht es dann in den Keller in zwei Seminarräume (getrennt nach Melbourne/Adelaide und allen anderen Zielflughäfen). Einige Stunden Vorbereitungsseminar stehen mir bevor, während es draußen – wie könnte es anders sein – regnet.
Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das Seminar zum größten Teil ähnlich ergiebig war wie das Elternseminar. Und auch, dass es tatsächlich Leute gibt, die zwei Handgepäckstücke mitführen – die beide 7 kg wiegen -, sich dann versichern möchten (noch immer erstaunt über die Begrenzung auf ein Stück), ob die Laptoptasche darüberhinaus extra mitgeführt werden dürfe. Ich scheine mich hingegen mit meinen „nur“ gut 2 kg Übergewicht im Koffer noch am unteren Ende der Skala zu befinden. Die wesentlichen Inhalte des Seminars bestehen aus „vermeidet Missverständnisse“, „schließt Kompromisse“ und „redet miteinander“. Auch Nachfragen zu politischen Orientierungen (beispielsweise George W. Bush gegenüber) oder zur Begrüßungszeremonie am Flughafen sind an der Tagesordnung.
Dann gibt es Abendessen, eine letzte Mahlzeit in Deutschland (und das in einer Jugendherberge). Auf dem Weg dorthin schnappe ich die ersten Ängste einiger Austauschschülerinnen auf, die sich sehr schön in folgendem Zitat wiederspiegeln: „Oh, ich hab so ’ne Angst, am Montag ungeschminkt in die Schule zu gehen“. Das Essen ist erstaunlich gut. Ich bekleckere mein Quantas-T-Shirt, behalte es aber vorerst an. Später will ich es gegen das STEP IN-T-Shirt tauschen.
Um viertel nach sieben geht dann der Bus in Richtung Flughafen. Dort angekommen, versperren wir erst einmal mit unserer Gruppe die Fahrbahn vor dem Eingang des Terminals, bis wir dann hinein drängen und uns am Check-in versammeln. Im Computer gibt es einen Fehler mit den Flügen und daher haben die Mitarbeiter von Quantas mit dem Eintippen der gesamten Flugdaten wesentlich mehr zu tun als damit, etwaiges Übergepäck zu berechnen. Im Anschluss versammeln sich alle zum Gruppenfoto und dann geht es durch die Passkontrolle, wo sich die STEP IN-Mitarbeiterinnen zwangsläufig verabschieden müssen. Von dort dann so langsam durch die diversen Kontrollen zum Gate, was nicht so ganz einfach ist, weil eine kuriose Umleitung dafür sorgt, dass wir ein wenig verwundert hin und her irren. Da wir aber anscheinend nicht die ersten sind, weist uns ein freundlicher Flughafenmitarbeiter den Weg.
Da man uns versprochen hatte, am Gate Steckdosen zu finden, bin ich der erste, der dort aufläuft und sich schon eine ganze Zeit lang vor dem Einlass an den Schalter stellt. Ich bin auch einer der ersten drinnen – nur Steckdosen, die gibt es leider nicht… Auch zum Boarding bin ich einer der ersten, dann allerdings macht man unsere Mitreisenden und uns darauf aufmerksam, dass nach Sitzreihen geboarded wird – also nochmal warten. Zehn Minuten später geht es dann endlich in die Maschine und da die Plätze der Steppies – entgegen früherer Angaben von Quantas, aber wen wundert das schon – nicht an einem Block gebucht sind (und ich mich damit frage, warum ich keinen Sitzplatz habe reservieren können), wird fleißig herumgetauscht, damit jeder bei seinen Freunden sitzen kann. Ich setze mich zwei Reihen weiter nach vorne, während mein ursprünglicher Sitzplatz noch zwei weitere Zwischenbesitzer hat, bevor sich ein Junge darauf niederlässt.
Der Flug nach Singapur verläuft sehr ruhig, kein Getränk schwappt über. Ich schlafe von den rund 12 Stunden, die wir in der Luft sind, wohl um die 6 oder 7 Stunden. Dann heißt es vorerst raus aus der Maschine, es wird aufgetankt. Alles muss mitgenommen werden – was bleibt, wird konfisziert.


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