„Fremdeln in der Heimat“

Sonntag, den 15. März 2009

Das Wort „Heimat“ gibt es im Englischen ja gar nicht so wirklich. Umso mehr passt es in die Überschrift, die Carola Padtberg vom SPIEGEL online für ihren Artikel über die Returnees gefunden hat. Ich bin auch mit dabei und sage ein paar Worte zu meiner Rückkehr.

schlimmste Umweltkatastrophe seit 110 Jahren

Dienstag, den 10. Februar 2009

„The disaster area, more than twice the size of London and encompassing more than 20 towns north of Melbourne, has been declared a crime zone by officials. Police tape flutters around charred houses where bodies have been found.

At least 173 people have been confirmed killed in the fires, but officials say the toll will rise.“

173 Tote. Jeden Morgen, den ich aufwache, sind es mehr. Jeden Abend, wenn ich australisches Radio höre, sind es mehr.
Die roten Punkte auf der Landkarte werden immer mehr und immer größer. 6 Feuer sind als large eingestuft: 50 Hektar und mehr. Das ist eine halbe Million Quadratmeter – mindestens. Jeweils.

Wer Familie oder Freunde in Australien nicht erreichen kann und um ihr Wohlergehen besorgt ist, kann sich unter +61 3 9328 3716 beim Roten Kreuz erkundigen.

Beim Roten Kreuz kann man auch spenden. Online in weniger als zwei Minuten. Vor zwei Stunden war der Spendenstand bei 31,2 Millionen australischer Dollar. Da geht noch was.

Jetzt.

Zwischenstopp bei Alice

Samstag, den 24. Januar 2009

Alice Springs. Zurück in zivilisiertem Gebiet nach Stunden endloser Weite. Und obwohl wir jetzt in der Mitte des Kontinents sind, ist es nicht mehr so heiß wie noch in Adelaide; nur noch ungefähr 38 Grad machen den Ausstieg aus dem Zug so unendlich angenehmer als noch gestern beim Zwischenstopp.

Und dann stehen wir da: Dutzende Reisende am Bahnhof. Keiner hat eine Ahnung, wie es jetzt weiter geht und durch all das Durcheinander rennen komische Gestalten, die Stadtführer verteilen – zumindest behaupten sie das. Zwielichtige Gestalten.

Das Gerücht, dass man das Gepäck auf der Vorderseite des Bahnhofs bekommen wird, macht die Runde und so begeben wir uns dorthin. Dort gibt es auch ein wenig Schatten. Aber weil das mit dem Gepäck eine gefühlte halbe Ewigkeit dauert und ich schon jemanden von Annie’s Place entdeckt habe, sage ich erst einmal Bescheid, dass wir da sind. Katherina oder Katharina heißt unsere Chauffeurin, die sich nach ein paar englischen Worten als Deutsche outet, bevor wir uns wieder auf Australisch unterhalten, als sei nie etwas geschehen.

Als das Gepäck schließlich auch wieder am Mann ist, warten wir noch auf einen weiteren Fahrgast, dann geht es los. Vorbei an den Fahrern der anderen Unterkünfte, über die Straßen des Alice Springs, über das ich noch vor einigen Monaten nur geschrieben habe. Während der Fahrt wird klar, dass unsere Mitfahrerin wohl schon öfters hier war. Man kennt sich in Alice.

Bei Annie angekommen kämpfen wir uns allesamt zum Tresen vor und werden eingecheckt. Im Eingangsbereich sitzen eine Menge Backpacker, dem Anschein nach alle in der Abreise inbegriffen.

Das (8er-)Zimmer ist im Obergeschoss. Die Treppe hoch, rechts und dann bis zwei zählen. Eins, zwei, da ist sie: Die Erlösung. Die Tür zum Zimmer mit der Klimaanlage. Die arbeitet auf Hochtouren und deshalb ist es auch angenehm kühl. Wir stellen unsere Sachen ab und sehen uns um. Wieder hat das Zimmer ein eigenes Bad, allerdings diesmal mit einem Fenster (das wohlgemerkt nur auf das Dach des Erdgeschosses hinaus geht). Und auch hier gibt es Dusche, Toilette und Waschbecken. Ein wenig größer ist es allerdings, das Flugzeugtoilettenfeeling aus Adelaide kommt nicht sofort auf.

Am Abend gibt es die Möglichkeit, mit einem Bus Wallabies füttern zu fahren – für lau. Das erfahre ich, als ich versuche, herauszufinden, wie wir morgen früh am Besten weiter in Richtung des Ayer’s Rock kommen. Unter 100 Dollar für den Bus wäre schön, letztendlich wird es dann doch aber ein wenig mehr. Last Minute gibt es eben im Outback nicht: Wer den Bus nicht nimmt, der bleibt halt, wo er ist, oder geht zu Fuß.

Die noch essbaren Überreste des Proviants verstauen wir in einem der Kühlschränke, der seiner Größe nach auch Tiefkühlprodukte im Safeway bereithalten könnte. Aber weil es nur noch Überreste sind, machen wir uns auf den Weg. Eine Karte hilft uns, den nächsten Supermarkt aufzuspüren. Wogegen sie nicht hilft, ist die Hitze. Denn wenn man zu Fuß auf dem menschenleeren Bürgersteig unterwegs ist und sich dann auf einmal links mit der Straße und rechts mit einer felsigen Anhöhe konfrontiert sieht, wirkt die Hitze gleich nochmal doppelt so heiß.

In Alice Springs gibt es eine ganze Menge interessanter Sachen, zum Beispiel die erste School of the Air. Allerdings schwindet die Unternehmenslust mit jedem einzelnen Schritt. Zu heiß ist es und zu schön die Aussicht auf einen Raum unter 30 Grad.

Der Supermarkt gleicht dem in Adelaide. Es ist kühl und es gibt viele tolle Sachen zu kaufen. Und es gibt einen bottle shop, in dem ich spontan meine ungekühlte 2-Liter-Sprite-Flasche aus dem Supermarkt gegen eine gekühlte identische Flasche austausche. Merkt schon keiner.

Unweit des Supermarkts sitzen einige Aborigines und ich muss wieder an meine Ausarbeitung für den Religionsunterricht denken, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hostel machen.

Dort begrüßt uns ein Niederländer, mit dem ich einige Worte wechsle. Er glaubt mir nicht so recht, dass ich kein Australier bin. Das liegt vielleicht daran, dass sein eigener Akzent schon fast kein Akzent mehr, sondern bereits eine Mundart ist. Er ist mit seiner Frau hier und macht für eine Weile Urlaub. Mal ausspannen.

Gegen sechs Uhr geht es dann los. Alle rein, bis der kleine Bus voll ist. Ausgerüstet mit meiner Kameratasche fahren wir ein wenig aus der Stadt raus, während hinter den MacDonnell Ranges der Mond am Himmel auftaucht und der Landschaft einen besonderen Flair verleiht.

Abendstimmung in Alice Springs

Als wir in einer Art Mini-Hotelanlage (es erinnert ein wenig an amerikanische Motels, nur zweistöckig) aussteigen, ist es noch recht ruhig. Ein paar Minuten später sind wir dann nicht mehr so allein, sondern es gesellen sich noch einige andere Reisegruppen zu uns. Wer möchte, kauft sich in einem kleinen Laden entsprechendes Futter, um die Tiere zu füttern.

Felskängurus heißen sie auf Deusch, aber Rock Wallabies klingt doch so viel schöner. Und kommt damit ihrem plüschigen Aussehen viel näher.

Rock Wallaby

Die Tiere haben sich schon an die Menschen gewöhnt, die sie allabendlich mit dem Futter versorgen, und sind entsprechend schon beinahe handzahm. Sie lassen sich aus der Hand füttern und teilweise auch mal vorsichtig streicheln. Ein Rock Wallaby hat keine Kosten und Mühen gescheut und im Beutel gleich noch Verstärkung für die Zukunft mitgebracht.

junges Rock Wallaby

Als es dann immer dunkler wird und auch die Wallabies sich langsam satt zurückziehen, fährt der Bus wieder zurück. Dann gibt es Abendessen. Annie kocht zwar wohl nicht selbst, aber meine Fish and Chips sind lecker und preislich einfach unschlagbar. Und die Atmosphäre ist auch nett. Hinter der schon ein wenig urigen Bar hängen Zeitungsartikel – vermutlich allesamt Fälschungen, aber mit interessanten Schlagzeilen von Unglücksfällen in Australien. Und damit ganz sicher nichts für diejenigen mit Spinnen- oder Haiphobien. Durch den Raum klingen ein wenig Musik und ganz viele Stimmen. Und auch auf den Sitzplätzen im Außenbereich ist viel los. Umso erstaunlicher, dass das Essen nicht allzu lange auf sich warten lässt – kurzum: Ich bin immer mehr von Annie begeistert.

Am Abend genieße ich eine Dusche und packe meine Sachen wieder ordentlich zusammen, damit wir morgen früh pünktlich aufbrechen können. Der Bus wird nicht warten und er wird früh da sein.

(mehr Fotos gibt es in einem Fotospecial)

ein offenes Australien

Mittwoch, den 21. Januar 2009

Beim letzten Mal war ich noch selbst mit dabei (in der damaligen Vodafone Arena), jetzt spielen sie ohne mich: In gut eineinhalb Stunden fliegen wieder die Tennisbälle auf den Plätzen des Melbourne Parks für die Australian Open.

Australian Open 2008

Ich werde es des Nachts auf FM 98.5 ein wenig verfolgen und mich ein wenig an die Zeit vor einem Jahr erinnern. Es war so schön warm, oh ja, das war es.

Just because it is, doesn’t mean it should be.

Sonntag, den 11. Januar 2009

Eigentlich sollte Heath Ledger mitspielen, der war dann allerdings anderweitig beschäftigt: Vor einem knappen Monat habe ich über den Kinofilm Australia berichtet, der an Weihnachten in die deutschen Kinos gekommen ist (und dabei The Golden Compass erwähnt, in dem Nicole Kidman auch mitspielt, ebenfalls als pikfeine Dame). Erwähnung findet er sogar in einer Folge von „Samantha Who?“, eine Serie, die mittlerweile auch dem deutschen Publikum bekannt gemacht wurde.

Verschiedene Stücke der Filmmusik sind auf YouTube verfügbar, darunter die Titelsequenz, „By the Boab Tree“ von Ophelia of the Spirits und vor allem die schöne Musik aus dem Abspann: The Drover’s Ballad von Elton John. Australiamovie.net hält die dazugehörigen Texte bereit. Ein großer Teil der Filmmusik, besonders die Instrumentalmusik, ist komponiert worden von David Hirschfelder, der in Ballarat geboren wurde und übrigens auch für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2000 in Sydney komponiert hat. Ich war selbst einige Tage in Ballarat an der dortigen Universität.

Was mir persönlich gut gefallen hat, war die Umsetzung der Geschichte der stolen generation. Den kleinen Jungen (gespielt von Brendon Walters) habe ich aber zuerst als Mädchen identifiziert – auf Grund der stellenweise doch etwas verbesserungswürdigen Synchronisation (über die sich auch Flo, Student aus Bremen und eifriger Filmrezensent, in seinem Blog beschwert). Vielleicht hätte ich den Film doch besser in Hamburg sehen sollen. Denn was sind schon deutsche Worte gegen ein:

„Let’s get them no good cheeky bull in the big bloody metal ship!“

Ich glaube derweil nicht, dass alle Zuschauer auch die kleinen Dinge des Films verstanden haben. Ich hingegen habe ein wenig in mich herein gelacht, als ich sah, wie der Rum, der im Film eine Rolle spielt, hieß: Poor Fella Rum.
Genauso Waltzing Mathilda, zwei Mal zu hören (einmal mit Gesang im Hintergrund und einmal nur instrumental), wird wohl nur einer kleinen Minderheit der Kinobesucher bekannt gewesen sein.
Und auch, dass die Figur des King Carney im Film durchaus Parallelen zur Wirklichkeit aufweist, erschließt sich ohne Hintergrundwissen nicht. Umso überraschend dürfte für die Meisten dann sein, zu erfahren, dass der cattle king Australiens, Sir Sidney Kidman, in der Tat ein Vorfahre der Hauptdarstellerin Nicole Kidman von Australia war.

Wer sich ein wenig über den Teil des Filmes wundert, in dem Darwin von den Japanern bombadiert wird, findet bei aussie-travel.com.au viele Informationen dazu. In Wirklichkeit wird aber wohl kaum ein Pilot so tief geflogen sein wie im Film – mitten zwischen den Explosionen, die durch die selbst abgeworfenen Bomben (die zumindest teilweise im Film auch Torpedos waren) erzeugt wurden. Auf australischem Boden seien die Japaner im zweiten Weltkrieg auch nie gewesen, sondern nur bis Papua-Neuguinea gekommen, berichten mehrere Quellen für Filmfehler im Internet übereinstimmend. Und auch ein Victoria Bitter gab es in den Vierzigern so hoch oben im australischen Norden noch gar nicht. Aber den Anspruch eines historisch korrekten Filmes hat Australia ja auch gar nicht…

Fazit: Ein nur wenig über dem Durchschnitt liegender Film, ein schönes Setting in einem wundervollen Land, aber vor allem die Erinnerung an so viele schöne Erlebnisse dort unten.

Auf Grund der Überlänge (2 Stunden und 46 Minuten) und den zwei Handlungssträngen, die den Film in die Länge ziehen, allerdings nur für Australien- oder Kinoverrückte mit viel Sitzfleisch zu empfehlen.


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