Ah, sieh an, sieh an!

Samstag, den 5. Mai 2007

Da wundert man sich schon, warum alle die anderen Austauschschüler so viel über ihre Gastfamilien wissen – und dann schiebt STEP IN unangekündigt noch weitere Unterlagen zur Gastfamilie hinterher. Viele nette kleine Details sind darin enthalten, aber um „die mit Spannung erwarteten weiteren Informationen“ handelt es sich mangels Ankündigung nicht.

Das erste ist die genaue Adresse: Erstmals habe ich eine Straßenangabe und der Ort ist auch präzisiert worden. Die Farm gehört zu Invergordon, einem kleinen Örtchen in einem Gebiet mit nur 500 Einwohnern:

„Invergordon is about 30 kilometres NNE of Shepparton which is our nearest city. We are about 3 hours drive north of our state capital, Melbourne. We are 30 kms south of the border between Victoria and New South Wales. This border is the Murray River. Our Latitude is approximately South 36.166 degrees and our Longitude East 145.583 degrees. We are 180 metres above sea level.

Invergordon has a small township of 14 houses and the rest of the community lives on dairy farms or orchards. (There are also some small hobby farms.) There are approx 500 people living in the area overall. In addition to the school, there is a church, a Guide Hall, community rooms, a cricket oval, 2 general stores, 2 fertilizer distributors, a BMX track, netball courts and tennis courts. There are also lots of channels to swim in during the summer.

[…]

During the summer we often have days over 100F. Our winters are cold but we never have snow. We do have lots of frosts though.“

Puh – das sind über 40 °C! Warm, warm!
Bei der Namensgebung fallen sofort die kolonistischen Einflüsse auf: Invergordon ist auch ein Ort in Schottland. Und die Primary School dort wurde nach diesem Ort benannt – weil der erste Lehrer aus eben diesem Ort kam.

Nun zu meinen Gasteltern: Mein Gastvater hat am 21. März Geburtstag und ist 45 Jahre alt, meine Gastmutter ist 37 Jahre alt – aber wird in vier Tagen 38! Die beiden möchten mir ihr Land und ihre Kultur näher bringen, mir zeigen, wie australisches Farmleben ist, mit mir Spaß haben, planen mich zu Familien- und Freundesbesuchen mitzunehmen und möchten mir Phillip Island und den fauna park (Bericht einer deutschen Australienbereisenden) zeigen. Ein Klavier, ein Keyboard und eine Gitarre seien im Haushalt vorhanden und sportbegeistert sind die beiden auch. Auch wenn das in diesem Fall bedeutet, sich örtliche Footballspiele anzusehen.
Die Nachbarschaft beschreiben die beiden als freundlich und hilfsbereit, eine typische Farmergemeinschaft, in der es auch an Aktivitäten nicht mangelt: Tennis, Fußball, Reiten, Cricket und eine Jugendgruppe.
Zwei der Hunde leben im Haus – die Kühe und Kälber, die Pferde, Hühner, Katzen und die Arbeitshunde draußen. Die Hühner, im australischen Slang übrigens chooks genannt, zu füttern wird meine Aufgabe sein. Die Kirche müsse ich nicht besuchen – nun ja, wer weiß, wie weit die entfernt wäre.
Als meine Schule ist das bereits erwähnte Numurkah Secondary College angegeben, 17 km entfernt und mit dem Bus zu erreichen. Die nächste Möglichkeit, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, ist wohl auch in Numurkah.

Und dann gab es noch eine Runde Fotos, eines davon zeigt Jill mit den beiden Haushunden Molly und Missy, beide Jack-Russel-Terrier. Und mit Rusty, einem braunen, größeren Hund mit nicht ganz klarer Rasse. Ein anderes zeigt den Blick über die Weiden hinterm Haus mit all den Kühen. Das Wort paddock sorgte in dem Zusammenhang doch gleich wieder für ein Gefühl von Heimat. Ein weiteres zeigt die familäre Weihnachtsfeier im Hause von Jills Bruder, auch Stuart („Stu“) ist darauf zu sehen – neben Justin und Stacie (niece + nephew). Im Hintergrund ein Weihnachtsbaum, kaum mannshoch und mit Lametta und Schmuck behangen. Aber wer weiß, wahrscheinlich besteht auch der Baum aus Plastik. Wäre ja auch kein Wunder im Hochsommer.

Hört, hört!

Freitag, den 27. April 2007

Was soll ich sagen – es wird immer besser. Nachdem die Post einmal wieder viel zu spät kam – zumindest subjektiv – halte ich nun den begehrten Brief mit näheren Informationen zu meiner Gastfamilie in der Hand.
Jill und Stuart werden mich aufnehmen – auf ihren Hof in der Nähe von Numurkah Google MapsGoogle EarthMultimap.com. Stuart züchtet Milchkühe, Jill arbeitet nebenbei auch als Tierarzthelferin. Das verspricht ein sehr interessanter Aufenthalt zu werden, nachdem ich ja schon bei mehreren Groß- und Kleintierärzten Praktika gemacht habe.
Und noch eine Sache verspricht mir die host family placement confirmation: Ein eigenes Zimmer. Nun gut, ohne Gastgeschwister gibt es wohl auch niemanden, mit dem ich es teilen könnte. Das wird also das erste Jahr meines Lebens als Einzelkind.
Anreisen werde ich über Melbourne, das bedeutet: Flug über Singapur nach Sydney und von dort noch einmal einen Anschlussflug nach Melbourne. Das bedeutet:

Am ersten Flughafen in Australien muss das Gepäck, auch wenn es für einen Inlandsflug bereits durchgechecked ist, vom Band geholt, durch den Zoll gebracht (keine frischen Lebensmittel etc.) und wieder neu aufgegeben werden.

Jemanden in der Familie zu haben, der alle paar Monate nach Australien fliegt, ist schon praktisch.
Mit einer maximalen Durchschnittstemperatur von gut 22 °C und einer minimalen von 9 °C werden es wohl 10 recht warme Monate irgendwo in Australien, 14 Kilometer entfernt vom nächsten Dorf, das aber auch nur knapp 3.400 Einwohner hat. Ob man ein 228 Kilometer entferntes Dörfchen allerdings noch als „Nähe Melbourne“ zählen kann, ist eine andere Frage.

Ich werde auf das Numurkah Secondary College gehen, eine Schule mit ungefähr 400 Schülern vom 7. bis zum 12. Schuljahr. Jeden Tag 6 Stunden, jede 49 Minuten lang. Einen Tag in der Woche gibt es eine 30-minütige „Home Group session“, die die restlichen Stunden entsprechend verkürzt. Sollte ich in den 11. Jahrgang gesteckt werden, hätte ich einen Tag in der Woche einen „Study day“, der im Moment Mittwochs ist und mit dem deutschen „Studientag“ („Hausarbeitstag“) vergleichbar ist. Ach ja, bevor ich es vergesse: Ein „school wide computer network“ gibt es auch.
Ob es an der Schule die Möglichkeit gibt, Latein- oder von mir aus auch Spanischunterricht zu belegen, konnte ich leider noch nicht herausfinden – bislang habe ich nur Englisch- und Italienischunterricht auf dem Stundenplan gefunden. Aber hier wird ein Anruf bei STEP IN bestimmt für Klarheit sorgen können.

Als nächstes steht der Anruf bei der Gastfamilie an und heute wäre eigentlich ganz praktisch, so gegen 11 Uhr, dann ist es in Australien 20 Uhr. Mal sehen, ob ich mich dazu durchringe…

Und was mir schon wieder aufgefallen ist: Auch, wenn es eine ganze Zeit lang gedauert hat, eine Gastfamilie für mich zu finden – gestern hat SCCE, die Partnerorganisation, die Platzierung bestätigt (der Qualität des Schreibens nach per Fax), prompt wurde ich angerufen und heute halte ich die Informationen schon in der Hand. Irgendwie faszinierend.

Yeaha! Sie ist da – die Gastfamilie!

Donnerstag, den 26. April 2007

Vor ein paar Monaten habe ich noch geschrieben:

Eine Familie auf einer Ranch wäre cool, ein älterer Gastbruder und eine gleichaltrige Gastschwester, einen Vater so wie meinen und eine Mutter so wie die einer meiner Freundinnen… Eine oder zwei Hand voll Pferden, hundert Kühe, ein Hund… Einen DSL-Anschluss… Ein wenig Unordnung, ein wenig Ordnung wäre angenehm… Eine halbe Stunde mit dem Fahrrad oder 15 Minuten mit dem Bus in die Stadt. Outback hinterm Haus… Strand muss nicht umbedingt sein, aber das Meer wäre schön… vielleicht so ein Steinstrand mit Klippen… Und Seehunde wie in San Francisco wären awesome!

Gut, die Seehunde … und der Steinstrand mit Klippen … und auch das mit den Gastgeschwistern …
Aber dafür gibts Kühe, Pferde, Katzen, Hunde und Hühner! Ein Ehepaar aus der Nähe von Melbourne, das schön öfters Austauschschüler hatte, wird mich aufnehmen. Alle weiteren Informationen stecken in einem Brief auf dem Weg zu mir und – wie praktisch – da ich bis Mittwoch nicht zu Schule muss, hindert mich nicht einmal die Zeitverschiebung wirklich an der Kontaktaufnahme. Alles sehr schön.

Morgen werde ich noch einmal bei STEP IN anrufen und mich erkundigen, wie das mit der Schule aussieht im Hinblick auf Fremdsprachen. Und dann werde ich auf mein Visum warten, um endlich mein Amateurfunkrufzeichen beantragen zu können.

Ach, übrigens: Es gab gestern noch eine kleine Planungsänderung. Nach Würzburg gehts mit dem Zug. Ich hoffe, dass wir da ein ganzes Wochenende lang kühles Regenwetter haben…


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