Auf und davon jetzt nur noch in Europa?

Samstag, den 18. August 2007

Beim Stöbern habe ich wieder einmal auf die Homepage der Man-I-Two Castingagentur gefunden, die für das Casting der „Auf und davon“-Teilnehmer zuständig ist. Anscheinend haben es sich die Auftraggeber bei VOX anders überlegt, denn „ab sofort“ würden nur noch Leute gesucht, „die ins europäische Ausland gehen oder ankommende Au Pairs und/oder Work and Travels“. Vielleicht war der Flug und Aufenthalt am anderen Ende der Welt in Australien und anderen exotischen Ländern nicht lukrativ genug?

erwartungsvolles Warten

Donnerstag, den 2. August 2007

Der Tag beginnt mal wieder etwas früher. Mein Wecker steht auf acht Uhr, aber ich wache vorher auf. Nachdem um halb neun Anger seinen Kopf durch die Tür gesteckt und einige Minuten unschlüssig vor meinem Bett verweilt hat (wohl in der Annahme, ich sei Kim), stehe ich auf, als dann alle das Haus verlassen haben.

Mein Frühstück muss erst einmal warten, ich wechsele die Telstra-SIM-Karte gegen die von iSim aus. Leider hat das Handy einen Simlock und da ich nicht im Besitz des subsidy passwords bin, bleibt mir nichts übrig, als auf den Postboten zu warten, der heute hoffentlich mein neues Handy bringt.
Da man mich auf dem Handy nicht erreichen kann, rufe ich gegen kurz nach neun bei meiner neuen Gastfamilie an, um mich nach dem Termin für meine Einschulung zu erkundigen. Ich erwische die beiden im Laden (wo auch sonst um diese Uhrzeit), Berenice sagt mir, dass sie alle Unterlagen in die Schule gebracht habe und man ihr einen Termin für morgen in Aussicht gestellt habe. Man würde sie morgen wieder anrufen, wann genau und sie würde mir das dann mitteilen. Ich berichte Jerren, dass das Handy einen Simlock hat und dass ich mein neues heute erwarte. Schließlich ist es schon seit Montagmorgen in der Post und da könnte es heute so langsam mal ankommen.

Da ich aber nun heute nicht mehr außer Haus muss – und damit auch mein Plan ins Wasser fällt, die Post- und Bankfiliale in der Innenstadt Sheppartons zu besuchen -, beeile ich mich, meinen Brief an SCCE auf seinen Weg zu bringen: 15 Minuten für den Hinweg zur Post, 10 Minuten im Laden, 13 Minuten für den Rückweg. 38 Minuten mit der Hoffnung, den Postboten nicht zu verpassen. Denn der Briefkasten ist zu klein für ein Päckchen.

Vogel auf der Straße

Als ich zurückkomme, scheine ich Glück gehabt zu haben, der Briefkasten ist noch immer leer. Ich setze mich wieder an den Computer, um jede halbe Stunde aufzuspringen, um in den Briefkasten zu gucken. Denn ich warte auch noch auf meine Amateurfunkgenehmigung für Australien.

Es wird elf, zwölf, es wird eins, zwei Uhr – und noch immer ist der Kasten leer und es hat niemand geklingelt. Ich mag diese Tage nicht, an denen man das Gefühl hat, die Post würde einen vergessen.

Irgendwann gebe ich den Gedanken daran auf, dass heute noch die Post kommt. Aber vielleicht ja der Paketbote? Als um halb vier Jol durch die Tür kommt, gebe ich auch diesen Gedanken auf. Als der Paketbote das letzte Mal da war, war es ungefähr zwei Uhr.

Charlotte kommt früher als sonst von der Arbeit nach Hause, begibt sich aber sogleich in ihr Bett. Sie hat sich eine Erkältung eingefangen, die sich schon die letzten Tage bemerkbar gemacht hat.

Später kommt auch Rush nach Hause, doch schon vor dem Abendessen sind die Mädchen schon wieder verschwunden, denn wenn mich mein Gedächtnis nicht verlassen hat, ist heute der erste Aufführungstag ihrer Schulaufführung.
Also essen nur Grant und ich gemeinsam zu Abend, erst gibt es ein wenig von der Suppe, die wir schon vor einigen Tagen hatten. Und wie ich mit seiner Hilfe feststellen muss, sind nicht nur Karotten darin, sondern auch Kürbis – was den eigenwilligen Geschmack erklärt.

Abends zeichnen wir die üblichen Serien für Rush auf Kassette auf und ich schaue den Anfang von Las Vegas. Doch heute ist die Folge zum Serienstart etwas länger und dauert bis zwanzig nach zehn. Ich hingegen verabschiede mich gegen neun Uhr, um mich in mein Bett zu begeben.

a final decision

Mittwoch, den 1. August 2007

Irgendwie könnte ich mich daran gewöhnen, auszuschlafen. Mein Wecker steht auf neun Uhr und ich wache nur wenige Minuten, bevor er unbarmherzig klingelt, auf. Das Haus ist leer – diesmal wirklich leer, Jol ist auch wieder in der Schule.
Ein Geräusch ertönt, ich kann es nicht genau zuordnen – sind es die Vögel oder ist es die Türklingel, deren Ton mir noch nicht vertraut ist? Ich entscheide mich dafür, lieber einmal vorsichtshalber an der Tür zu gucken, ob nicht doch jemand davor steht. Aber dem ist nicht so und im Haus sind nur Hund und Katze, beide schlafend, wie meist um diese Zeit.
Mein Laptop findet sein Weg an die Quelle des Lebens und ich sehe mein E-Mail-Postfach durch.

Heute ist der „drei Wochen“-Stichtag. Allerdings nicht der für mein Laptop (der ohnehin nicht mehr relevant ist), sondern der für meine gesamte Aufenthaltszeit in Australien. Und in diesen drei Wochen habe ich doch eine ganze Menge Erfahrungen sammeln können. Wenngleich es auch nicht immer gute waren, es waren Erfahrungen.

Ich warte auf den Postboten, während ich mit einer Freundin aus Deutschland chatte. Zehn Uhr, nichts im Kasten. Elf Uhr, nichts im Kasten. Zwölf Uhr, nichts im Kasten. Zumindest nichts für mich. Ich lausche ein wenig deutscher Musik und höre die Aussenseiter des musikalischen Repertoires meines Laptops: Reinhard Mey und Rolf Zuckowski. Und nebenbei auch noch ein wenig Silbermond, Red Hot Chili Peppers und dazwischen immer wieder den ICQ-Sound.

Dann ruft Charlotte an und teilt mir mit, dass sich meine Umzugsplanungen ein bisschen gestrafft haben, ich werde schon am kommenden Samstag umziehen. Am Freitag wird es ein erstes Gespräch mit der Schule geben und vielleicht gehe ich schon Montag wieder zur Schule.

Im Forum von austauschschueler.de lese ich von der US CallingCard, mit der Gespräche aus Australien ins deutsche Festnetz nur 15 US-Cent pro Minute kosten anstelle von 29 Eurocent mit der CampusCard. Ich registriere mich einfach mal, denn solange man nicht telefoniert, fallen auch keine Kosten an. Und man kann ein Kostenlimit setzen, denn abgebucht wird von der Kreditkarte. Ich setze es auf zwanzig Dollar pro Monat – ich möchte mit der Karte ja keine ausführlichen Gespräche führen und bald werde ich ohnehin die meisten Gespräche per Skype abwickeln können dank Internet rund um die Uhr.

Und weil ich die Bestätigungsmail für die Registrierung für die CallingCard nicht finden kann, werfe ich einen Blick in meinen Spamordner. Und schwupps, da taucht eine E-Mail von SCCE auf. Und noch eine. Verflixt nochmal, auf die habe ich schon so lange gewartet! Und sie liegt schon seit Tagen dort, die eine ist von Freitag, die andere von Sonntag.
Andrew, der – wie ich von der arrival orientation weiß – der managing director von SCCE ist, antwortet mir am Freitag, dass noch Plätze frei seien, ich aber trotzdem keine Zeit verschwenden solle. Am Montag schickt Betty Lane, eine – wie die Website von SCCE offenbart – der Gründungsmitglieder von SCCE eine weitere E-Mail hinterher: Ich solle mich beeilen.
Da es mittlerweile Mittwoch ist und andere Austauschschüler schon ihre Buchungsbestätigung für den Queensland-Trip bekommen haben, rufe ich bei SCCE an, um mich zu erkundigen, ob noch immer Plätze frei sind. Ich werde zu Carmel durchgestellt, die Koordinatorin für den ganzen Bundesstaat Victoria ist. Sie ist derzeit ohnehin mit meinem Gastfamilienwechsel befasst (Charlotte steht in engem Kontakt mit ihr) und ich muss ihr daher nicht erklären, warum ich mich noch nicht anmelden konnte. Es seien noch immer Plätze frei, versichert sie mir, trotzdem solle ich die Anmeldung so schnell wie möglich ausfüllen. Ich versichere ihr, das werde ich tun, sobald ich mit meiner neuen Gastfamilie gesprochen habe. Schließlich ist der November die kritische Umzugszeit in eine etwaige neue Gastfamilie.

Um halb vier kommen Rush und Jol aus der Schule. Jol setzt sich als erstes an den Computer, Rush entschwindet kurz in ihr Zimmer, um dann den Fernseher zu belagern.

Als ich das Geschirr abtrockne und in den Schrank stelle, fällt mir ein, wie Charlotte mir gestern geraten hat, ich solle nicht immer nur gucken, wo für mich etwas herausspringt, sondern auch einfach einmal Spaß haben. Und mir fällt ein, dass das genau das ist, woran meine Entscheidung zwischen den beiden Trips scheitert.
Dann treffe ich eine Entscheidung, eine entgültige Entscheidung. Ich werde mit nach Queensland fahren. Central Australia ist sicherlich auch einen Besuch wert, das rote Herz Australiens mit dem Uluru, Alice Springs und Lagerfeuer unter freiem Himmel wären bestimmt unvergesslich. Das Great Barrier Reef und der Regenwald sind es aber ebenfalls – und das ganze dann noch in bekanntermaßen guter Gesellschaft, das kann nur zu einem Erlebnis werden. Ich werde heute Abend mit Charlotte sprechen und auch mit Jerren und Berenice telefonieren und wenn von den dreien keine Bedenken bezüglich der Terminplanung geäußert werden, geht meine Anmeldung morgen raus.

Ich bin müde und lege mich zu einem kleinen Mittagsschläfchen hin. Eineinhalb Stunden, dann stehe ich wieder auf. Charlotte und Grant sind zu Hause und die Mädchen sitzen vorm Fernseher und sehen die Aufzeichnungen von gestern Abend. Noch einmal E-Mails checken und dann setze ich mich ein bisschen dazu. Es hilft, die Fernsehserien zwei Mal zu sehen, weil man die Sachen dann besser versteht: Anstelle nur der Handlung fast jeden einzelnen Satz.
Rush muss in die Tanzschule, Charlotte und ich liefern sie um zehn vor sieben Uhr dort ab und fahren weiter zu Jerren. Dort liegen die Unterlagen zur Einschulung bereit, die wir zum Teil ausfüllen. Der größte Teil bleibt leer oder wird von meinen zukünftigen Gasteltern ausgefüllt.
Morgen früh wird mich Berenice anrufen, wenn sie einen Termin mit der Koordinatorin für Austauschschüler an der Schule gemacht hat. Hoffentlich ist der so spät (oder früh), dass ich den Postboten sehe, der bringt nämlich hoffentlich endlich mein Handy.

Charlotte zeigt mir auf dem Stadtplan, welchen Weg sie mir empfehlen würde für morgen. Und wo die Westpac in Shepparton ist (eine Straße vom Ladengeschäft von Jerren und Berenice entfernt). Und die Post.

Morgen werde ich mich endlich für den Trip nach Queensland anmelden, Charlotte hat das Formular vorhin unterschrieben und das Geld („$100AUD non-refundable deposit“) liegt hier auch schon bereit.
Heute Abend läuft House. Angekündigt als die Folge, in der klar wird, was passiert, wenn House einmal zu oft Gott spielt und sich irrt. Aber sie wird nur aufgezeichnet, Charlotte und Grant sehen Criminal Intent (das Ende der Staffel) und deshalb gehe ich um kurz nach neun ins Bett.


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