Archiv der Kategorie 'bei meiner Koordinatorin'

Dookie

Dienstag, den 24. Juli 2007

Heute nimmt mich Charlotte mit zur Arbeit. Sie arbeitet nicht, wie ich am Freitag angenommen habe, in der Bücherei in Shepparton, sondern in einer Bibliothek an einer Universität für Agrarkultur in Dookie.
Wir kommen dort um kurz vor neun Uhr an, Charlotte schließt alles auf und ich widme mich meinem Buch. Vorerst zumindest. Die Hauptfiguren in ihm flüchten vor einer Schlange, eine in einen Bach. Die anderen weisen sie darauf hin, dass das kein Schutz sei. Ich nehme mir vor, unbedingt herauszufinden, ob Schlangen schwimmen können. Man weiß ja nie.
Dann helfe ich Charlotte, indem ich Computerausdrucke in laminierte Regalbeschriftungen verwandle. Und ich zeige ihr, wo Schiffdorf liegt.
Den restlichen Vor- und auch den Nachmittag verbringe ich in der Bibliothek und auf dem Campus – einem Campus der anderen Art. Überall sind landwirtschaftliche Geräte. Die Größe der Weiden werden in Ar gemessen und eine 4,5 Ar große Weide scheint da noch zu den kleineren zu gehören.
Ich mache Fotos von der Landschaft und von einer Schafherde, bis meiner Kamera der Saft ausgeht. Ersatzakkus habe ich nicht dabei.

Berge

an dieser Straße liegt das Dookie College

Bäume auf dem Campus des Dookie Colleges

Vorsicht, kreuzende Kuhherden!

Ameisen wollen hoch hinaus

Schafherde

Zurück in der Bibliothek lese ich Zeitung. Und wieder fällt mir auf, dass immer, wenn es hier in Australien um Wasser geht, die Rede von Kilo-, Mega- oder ganz selbstverständlich auch Gigalitern ist.
Zu Mittag teilen Charlotte und ich uns ein kleines Nudelgericht. Da wir beide aber auch noch ein Brötchen haben, ist das mehr als ausreichen. Als Dessert hat Charlotte zwei Becher eingepackt, die ich zunächst für einfache Joghurts halte. Dann stellt sich aber heraus, dass es sich um Aprikosen und um Fruchtsalat handelt, beide von Weightwatchers… Ich esse den Fruchtsalat. Kalt, sehr kalt, aber lecker.
Dann widme ich mich einem Lehrbuch über Statistik. Und verstehe endlich einmal, wie man boxplots lesen muss.
Charlotte bietet mir einen Computer mit Internet an und ich kann nicht wiederstehen. Ich lade einige Fotos in meinen Blog. Dann ruft Jerren an. Wir vereinbaren, dass ich ihn am Samstag besuchen komme. Er muss zwar arbeiten, aber zwischen neun und zwölf Uhr habe er Zeit und ich sei willkommen.
Als ich am Computer Schluss mache, – zugegebenermaßen nach mehr als 30 Minuten – ist es kurz nach vier. Charlotte spricht mit mir über die Reisen, die Southern Cross anbietet. Sie empfiehlt mir die Reise nach Zentralaustralien. Auf ihr würde ich einen guten Eindruck von der Weite Australiens bekommen. Das Great Barrear Reef hingegen, die Hauptattraktion auf der Reise nach Queensland sei zu dieser Zeit eher unattraktiv. Und der ‚Central Australia-Trip‘ würde sich auch schon deshalb anbieten, weil er am Ende meines Aufenthalts stattfindet.
Die letzten Studenten verlassen gegen halb fünf die Bibliothek, Charlotte möchte um zehn vor schließen. Um zwanzig vor stiehlt sich eine vermutlich Studentin einer anderen Universität hinein, ist aber pünktlich wieder draußen. Charlotte kauft sich ein Eis und gibt auch mir eines aus.
Auf dem Weg nach Hause bietet sich uns im Sonnenuntergang ein wundervoller Anblick. Als wir an einer Pferdeherde vorbeifahren, ertappe ich mich selbst, wie ich die Pferde zähle, leise, für mich. Auf Englisch.

Zum Abendessen gibt es Lasagne. Leider sind die Nudelplatten, mein Lieblingsteil einer jeden Lasagne, nicht alle weichgekocht. Viel zu viele für meinen Geschmack sind viel zu hart. Aber das Hack und die Sauce schmecken und ich werde satt.
Grant fährt Rushlee in die Schule, anscheinend stehen noch Proben für die Aufführung an. Er sagt, er nehme Anger mit. Wörtlich sagte er: „I’ll just take Anger for a drive“…

Abends, als alle zurück sind, gucken wir NCIS. Ich kenne die Folge schon, bin aber immer noch am Überlegen, was ‚Folge‘ auf Englisch heißt…
Obwohl ich heute Mittag ein kleines Nickerchen abgehalten habe, werde ich langsam müde und außerdem habe ich ein Bedürfnis nach ein bisschen Ruhe und so gehe ich um halb zehn zu Bett. Eineinhalb Stunden später als noch vor einer Woche.

da geht sie hin, die schöne Schule

Dienstag, den 24. Juli 2007

Ich denke nach über die Schule in Numurkah und habe ein ungutes Gefühl im Bauch. Nicht wegen der Schule, auf der ich war, sondern wegen der, die in Shepparton für mich vorgesehen ist. Nicht, dass ich irgendetwas schlechtes über die Schule gehört hätte. Nicht, dass sie besonders weit weg wäre. Nicht, dass ich in der Fächerwahl eingeschränkt wäre. Nein, es fühlt sich mehr so an, als hätte ich ein Stück Familie verloren. Auch wenn ich nur zwei Tage in der Schule war, ich mochte sie. Meine Fächer sowieso, die Lehrer, die ich in den zwei Tagen kennengelernt habe, eigentlich auch und die Tatsache, dass mittwochs keine Schule ist, erst recht. Mal von Freunden und von der Tatsache, dass die Schule Austauschschülern gegenüber sehr aufgeschlossen ist, abgesehen. Und davon, dass mir die schöne blaue Schuluniform wesentlich besser gefällt als die grün-graue der Schule, auf die ich hier in Shepparton gehen soll.

mashies

Montag, den 23. Juli 2007

Früh aufstehen ist immer relativ. Heute ist zwanzig nach sieben früh. Ich esse Haferflocken mit Milch und Honig zum Frühstück, Charlotte macht die Schulbrote für die Mädchen fertig und auch eines für mich. Mit Avocado.
Um acht Uhr fahren wir zu Kim, Kate und den „boys“. Kate macht die Tür auf, gerade irgendwo zwischen Bett, Bad und breakfest. Den Vormittag verbringe ich mit dem Lesen der ersten 15 Seiten von „Tomorrow – When the War Began“ von John Marsden und dann, als alle den Weg aus dem Bett gefunden haben, zusammen mit den anderen vorm Fernseher. Das Fernsehen geht zwar noch nicht, aber wir haben eine Menge DVDs im Haus. Kim hingegen scheint nicht da zu sein.
Wir gucken ‚Flush Away‚, einen Animationsfilm. Interessante Story, ein bisschen an ‚Findet Nemo‘ erinnernd. Gute Musik, ganz akzeptable Story und Dialoge. Wenn man das in einem Animationsfilm, dessen Hauptdarsteller Mäuse und Ratten sind, überhaupt so nennen kann. Später folgt dann der Anfang von Staffel 1 von Gilmore Girls. Interessante Stimmen, wie ich wieder einmal bemerke. Aber die Synchronstimmen haben es mir ein bisschen mehr angetan. Vielleicht ja, weil ich sie voll und ganz verstehen kann.
Als mit der Zeit alle etwas hungrig werden und auch mein Lunchpaket – inklusive der Apfelsine und des Müsliriegels -, machen wir uns auf, etwas essbares zu finden. Bei McDonalds. $2,00 für einen Cheeseburger (ungefähr 1,25 Euro, die könnten ruhig mal etwas vergleichbares zu den 1-Euro-Burgern einführen). Und bei KFC. Ich habe noch nie zuvor mashies gegessen, aber sie schmecken gut, ein bisschen wie Kroketten, nur anders gewürzt.
Die boys versuchen Feuer im Garten zu machen, während wir essen. Dann guckt Kate weiter Girlmore Girls, einer der boys und ich folgen ihr.
Als wir ans Ende der zweiten DVD kommen und die anderen beiden wieder aufgewacht sind, wechseln wir zu ‚American Dad!‚.
Charlotte holt mich nach der Arbeit ab und gerade als wir fahren, kommt uns Kim im Auto entgegen.
Morgen wird mich Charlotte zur Arbeit mitnehmen, ich könne unterwegs gut Landschaftsfotos machen. Mir ist noch noch nicht ganz klar, wie das zu ihrer Arbeit in einer Bibliothek passt.
Als wir nach Hause kommen, guckt Rush gerade Fernsehen, Jol ist in ihrem Zimmer und liest Harry Potter. Zum Abendessen gibt es Hühnchen (jetzt schon das zweite Mal heute!), Kartoffelbrei und Gemüse. Während alldessen läuft der Fernseher und zumindest Rush guckt, auf der Couch sitzend, während des Essens zu.
Danach machen Grant und Charlotte ihre eigenen Chips – so ähnlich wie Tortillias. Schmecken gar nicht mal so schlecht. Und im Fernsehen kommt Big Brother. Jerren klingelt mich an, aber ich bin nicht schnell genug in meinem Zimmer, um das Gespräch anzunehmen. Ich werde ihm morgen SMSen – oder, wie es hier heißen müsste, texten -, denn ich habe heute von meinem 1-ct-pro-SMS-zu-Telstra-Angebot zu einem anderen gewechselt, dass mir erlaubt, für einen Dollar bis zu 20 SMS zu verschicken, was übrig bleibt, verfällt aber jeden Tag. Vielleicht wechsele ich aber auch zu einem anderen Provider, wir werden sehen. Jerren wird da wohl ein bisschen Ahnung von haben.
Gegen halb neun gehe ich ins Bett, zum ersten Mal in einem so warmen Raum, dass ich für einen Moment die Bettdecke zur Seite schlage – und das, obwohl ich vorhin gelüftet habe.

Nichtstun

Sonntag, den 22. Juli 2007

Sonntagmorgen. Ausschlafen. Und heute ist ein Freizeittag. Rush und Jol sind heute in der Schule, um Vorbereitungen für die Aufführung zu treffen.
Zum Frühstück gibt es für mich Toast mit Erdnussbutter. Zwar crunchy, aber dennoch ein wenig komisch. Die Erdnüsse wirken mehr gemahlen denn geschreddert. Und Milch, ganz wichtig.
Vormittags nehme ich mir erst ein Buch, dann eine Dusche. Interessante Sache, diese Dusche: Damit man das 3-Minuten-Limit nicht vergisst, ist in der Dusche eine wasserdichte Stoppuhr, die man auf drei Minuten einstellen kann. Und ich nehme mit Freude wahr, dass das Wasser auch in der Dusche sofort warm wird. Mir ist noch nie so bewusst geworden, wie ergiebig eine kleine Menge Shampoo auch ohne viel Wasser sein kann…
Die Dusche ist höher als die auf der Farm, ich kann nicht darüber gucken. Nur das Bad ist ein wenig kalt, kein Strahler sorgt für Wärme. Aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.
Später kriege ich einen Heizlüfter in mein Zimmer, damit es endlich ein bisschen wärmer wird. Sehr feine Sache, wobei auch die Gasheizung an der Wand im Wohnzimmer nicht zu verachten ist.

Nachmittags habe ich zum ersten Mal Internetzugang außerhalb der Schule (von Jills Eltern einmal abgesehen). Ich gucke, was meine Konten so machen und wie der Umrechnungskurs zum Australischen Dollar ist, wenn ich mit der Kreditkarte bezahle.
Und ich krame mein Funkgerät hervor und kann zum ersten Mal die APRS-Bake des Funkamateurs hier in Shepparton empfangen.

Abends ist wieder Big Brother angesagt. Und ein Spinat-Käse-Auflauf, der ein wenig eigenwillig schmeckt. Aber ich esse ihn. Danach begleite ich Grant mit dem Hund. Wir laufen in Richtung der Schule und sehen das Footballspielfeld.

(Um)Zug (um) um Zug

Samstag, den 21. Juli 2007

Der erste volle Tag im neuen Heim. Und ein Samstag. Ich wache früh auf, ganz in gewohnter Marnier. Doch ich versuche wieder einzuschlafen, wieder und wieder – bis auch die anderen aufgestanden sind. Um neun Uhr stehe ich auf. Freiwillig!
Zum Frühstück gibt es für mich heute Cornflakes. Rush guckt Fernsehen, dann fahren wir einkaufen. Sie und Jol brauchen für eine Schulaufführung noch einiges zum Anziehen. Wir fahren an meiner vermutlich zukünftigen Schule vorbei in das mir bekannte Einkaufszentrum und zu BigW. Und wir besorgen mir eine SIM-Karte, ein Handy kann Charlotte mir leihen. Während Charlotte und die Mädchen beim Bäcker anstehen, gucke ich in der Drogerie vorbei, um mir einen groben Überblick über Sortiment und Preise zu verschaffen. Dann schaut Charlotte noch in einem der Eintritt-nur-ab-18-Jahren-Geschäfte vorbei (nein, nicht was ihr denkt, sie kauft Wein) und wir begeben uns in die Einkaufszone Sheppartons.
Dort kauft sich Charlotte etwas heißes zu trinken und ich mir einen choc ice donut, der – bis auf die festen Schokoladenguss – wie ein Berliner schmeckt. In einem Second-Hand-Laden mit allerlei Krimskrams erstehen wir ein Kopfkissen (pillow) für mich. Rush möchte nämlich keines ihrer fünf abgeben. Mittags geht es kulinarisch weiter mit einem Hotdog (diesmal mit richtigen Würstchen!) und einem Vanilleshake, das komisch schmeckt.

Wir schauen bei Charlottes Tochter Kim und ihrer quasi-Tochter Kate vorbei, die vorhaben, heute umzuziehen. Allerdings wird dieses Vorhaben noch warten müssen, bis sie wirklich wach sind. Wir fahren also erst einmal wieder nach Hause, um später noch einmal vorbeizusehen.

Als wir nach Hause gekommen, möchte ich die SIM-Karte aktivieren. Charlotte meint allerdings, dass in der Anleitung steht, dass dafür das Telefon vollständig geladen sein soll – und ich solle doch so lange warten.
Ich setze mich aufs Sofa und lese ein wenig, bis wir wieder losfahren in unserer Mission als Umzugshelfer. Mittlerweile ist dort etwas mehr Leben eingekehrt und neben Kim und Kate sind auch noch einige Jungs (einer ist stark genug, mal eben den mit dem Kühlschrank und anderem Krams beladenen Trailer hochzuheben und umzusetzen) zum Helfen angerückt. Und ein kleines Kind, schätzungsweise drei oder vier Jahre alt. Wir schleppen all die Sachen erst aus dem Haus in die Autos (Kleinbus und Auto mit Anhänger) und dann, eine kurze Autofahrt später, in das neue Haus. Ein recht großes Haus, vier Zimmer und Wohnzimmer (von Kim gleich als lounge betitelt) – und eine recht großzügige Küche. Den Kühlschrank angeschlossen und einen Blick in den Garten – mit Gartenhaus, Wäschespinne, Obstbäumen, Basketballkorb und Basketball mit zu wenig Luft – geworfen und dann fahren wir wieder nach Hause.

Abends gibt es Hühnchen. Und Gemüse. Einige SMS und dann ein wenig Schlaf. Vielleicht kann ich mich ja morgen früh an einen schönen Traum erinnern?


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