1 Monat

Dienstag, den 5. August 2008

1 Monat klingt nach einer langen Zeit. Wenn man dann aus dem Austauschjahr zurückkommt, stellt man fest, dass es doch auf einmal ganz schnell geht. Da ist viel Stress und wenig Gewohntes. Man muss Sachen organisieren, sich wieder einleben – in sein Leben zurückfinden. Die Rollen, die man mal inne hatte – im Freundeskreis, in der Familie, seine Positionen, seine Rechte, die muss man sich erst einmal wieder erkämpfen. Wenn man das denn überhaupt möchte. Wenn man nicht im Austausch ein ganz anderer Mensch geworden ist, der gerne ganz anders sein möchte als vorher.

Als ich zurück war, habe ich etwas getan, wofür ich eine Menge komischer Blick geerntet habe. Niemand wusste, wann ich zurückkam und für drei Tage habe ich es auch niemandem erzählt. War tagsüber zu Hause und bin nachts mal rausgegangen und habe die Stille genossen, ganz für mich allein.
Am dritten Tag dann habe ich den ersten erzählt, dass ich wieder da bin. Habe mir Klagen angehört, warum ich mich nicht vorher gemeldet hätte und bin sehr herzlich wieder aufgenommen worden. So ein wenig hatte es etwas vom verlorenen Sohn.
Kurz vor den Ferien bin ich dann auch einmal in die Schule und habe mich um meine Fächerwahl gekümmert, meine Zeugnisse aus Australien im Gepäck. Alles hat ganz wunderbar geklappt, es war nur fast keiner meiner ehemaliger Mitschüler da, weil eine Projektwoche stattfand.

Meine ersten Wochen habe ich damit verbracht, mein Zimmer wieder in Beschlag zu nehmen: Alles wieder an den Ort zu stellen, an dem es stehen soll, einige Dinge umzugestalten und alles zu putzen. Quasi einen Neuanfang für mein Zimmer. Trotzdem habe ich es während der ersten Wochen nicht geschafft, die 15 Bananenkartons, die sich in der Garage stapeln, auszupacken, zu sortieren und alles, was ich noch behalten möchte, wieder in mein bereits jetzt gut gefülltes Zimmer zurückzuführen.

Gerade heute bin ich wieder gefragt worden, ob ich Australien denn vermissen würde. Und ich habe ein wenig überlegt, obschon die Frage etwas Vertrautes hatte: „Und, vermisst du Deutschland?“ hatte ich im letzten Jahr öfter als nur manchmal gehört. Die Antwort aber lautet Nein: Ich vermisse Australien nicht mehr, als ich Deutschland vorher vermisst habe. Und besonders viel war das nicht. Ich habe im Hier und Jetzt gelebt – und schließlich wusste ich immer, wann ich zurückkehren würde.

Jetzt beginnt ein nächstes Kapitel in meinem eigenen Buch des Lebens, schon wieder stecke ich in einem der Praktika, die ich so gerne mache. Viel Zeit, irgendetwas nachzutrauern, bleibt da nicht.

Nicht nur ich bin zurück, auch die meisten anderen Austauschschüler aus meinem persönlichen Umfeld sind mittlerweile zurück. Und auch die deutschen Sommerferien werden nicht endlos sein, bis dann der Ernst des Lebens Mitte August wieder losgeht. Zwei Jahre Schule bleiben mir noch – in Australien wären es nur noch wenige Monate. Aber in Deutschland sieht man es halt nicht gerne, wenn jemand mit nur elfeinhalb Jahren Schulzeit bereits zur Uni geht. Schneller als das System zu sein, wird bestraft.
Auf der anderen Seite bin ich froh, noch zwei Jahre Zeit bis zum Abitur zu haben. So schade es um die Zeit ist, so gerne werde ich wieder zur Schule gehen. In Australien habe ich gesehen, wie – und ich formuliere hier bewusst einmal provokant – unfertig man von der Schule abgehen kann. Wenn man in der achten Klasse Biologie und Geschichte abgewählt hat, dann weiß man eben nicht, wer Mendel war und ob Hitler noch lebt. Und das sind Wissenslücken, die mir schon sehr peinlich wären – wenigstens wissen, wo es steht, soviel muss sein.

Und an dieser Stelle möchte ich meinen Blogkollegen Martin doch einmal beruhigen. Seine Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Wäre ja auch schade gewesen, wenn noch immer alles beim Alten wäre.

Reisebericht Queensland (Tag 1)

Freitag, den 16. November 2007

Freitagmorgen, viertel nach fünf – der Wecker klingelt zum ersten Mal. Gegen halb sechs raffe ich mich dazu auf, mein Bett zu verlassen. Zähneputzen und dann das obligatorische Frühstück einnehmen. Wobei ich das auf ein Glas Wasser herunterschrauben kann. Um fünf vor sechs ist alles bereit. Meine Box steht vor der Tür, samt Koffer, Rucksack, Laptoptasche, Fotorucksack und der roten RMIT-Tasche. Mein gesamtes Hab und Gut, alles auf einem Fleck gibt mir doch ein wenig Umzugsfeeling. Berenice und Jerren sitzen am Tisch und wir warten.
Um kurz nach sechs kommt Lara mit ihren Gasteltern. Und einem Hund im Kofferraum, der wie ein Golden Retriever aussieht, mir aber als ein Golden-/Labrador-Retriever-Mix vorgestellt wird. Wir verstauen das Gepäck und tatsächlich passt alles in den Kofferraum. Ich verabschiede mich von Berenice und Jerren, bedanke mich bei ihnen und dann geht es los, zum letzten Mal zieht Shepparton an mir vorbei.
Auf dem Weg denke ich über meine neue Familie nach, von der ich noch nicht wirklich irgendetwas weiß. Und bekomme, weil Lara im Moment nicht schwer heben kann, noch die Fürsorge für den Transport eines zweiten Koffers übertragen.
Am Flughafen stehen wir, nachdem Lara eingecheckt und ich meinen Koffer abgegeben habe, vor der Sicherheitskontrolle und damit vor einem Problem. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich froh war, dass es sich nur um ein Taschenmesser in der Handtasche und nicht um eine klappbare Axt handelt. Glücklicherweise wissen die Sicherheitsbeamten von einem der Läden vor der Kontrolle, dass man dort gerne für einige Minuten Babysitter für ein Taschenmesser spielt.
Als ich durch die Kontrolle gehe, zeigt eine Laufschrift am Gerät, das das Handgepäck durchleuchtet „Mobiles OK“ und ohne zu realisieren, was das wirklich bedeutet, lasse ich mein Handy in der Tasche und marschiere durch die Kontrolleinheit. Kann natürlich nicht gut gehen, im zweiten Anlauf klappt es dann aber.
Nach so viel Aufregung gibt es erst einmal etwas zwischen die Beißerchen. Laras Gastmutter spendiert eine Runde Muffins für alle. Noch ein Abschiedsfoto und dann geht es los zum Flugzeug. Mein Gepäck sitzt noch immer im Wagen und von Margaret war auch noch nicht viel zu sehen. Aber sei es drum, ich fliege jetzt in den Urlaub!

Blick aus dem Flugzeug

Ankunft in Cairns

Auf dem Flug gibt es erst einmal etwas zu Essen: Reis mit Fleisch, Gemüse und Cashewkernen. Wahlweise auch ein anderes Gericht. Und das alles garniert mit dem Simpsons-Film.
Ich trage wieder mein Quantas-Shirt und diesmal fragt mich doch tatsächlich einer der Flugbegleiter, ob Quantas meine Koffer verloren habe. Ich sage Ja, es waren zwar nicht meine, aber der Verlust eines Gepäckstückes ist dafür verantwortlich, dass ich das T-Shirt überhaupt tragen kann. Dann entschuldigt er sich dafür.
Bevor wir landen mache ich noch einige Fotos aus dem Flugzeug.

Als Lara und ich in Cairns Google MapsGoogle EarthMultimap.com ankommen, schlägt uns als erstes die feuchtwarme, schwüle Luft entgegen. Am Ende des Ganges erwartet uns jemand mit dem „SCCE“-Schild. Wir holen unser Gepäck (mein Koffer ist natürlich wieder mal fast letzter), sehen einige andere Austauschschüler mit uns am Band stehen und finden uns schlussendlich in einer Gruppe von ungefähr einem Dutzend wieder bei der Frau mit dem Schild ein. Die übergibt ihren Posten an ihre Kollegin und läuft mit uns zu den Bussen. Also zu der Stelle, wo unser Bus sein sollte. Sollte.
Sie telefoniert einen Moment und erzählt uns dann – „für die, die es noch nicht wissen“ -, dass wir die nächste Woche in einer Gruppe von ungefähr 120 Austauschschülern verbringen werden.
Auf dem Weg zum Resort Google MapsGoogle EarthMultimap.com versuche ich, Jerren eine SMS zu schicken, bin aber aus unerklärlichen Gründen auch im fünften Anlauf nicht erfolgreich.

Im Resort angekommen, bin ich zunächst einmal von der Qualität der Unterkunft überrascht – und neidisch auf alle diejenigen, die in Badebekleidung und Handtüchern an die Rezeption kommen, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen.

Eingang des Cairns Colonial Resort

Ich warte also an der Rezeption, während Lara sich schon zu anderen Leuten gesellt hat. Nicht nur auf die Zimmerschlüssel, sondern auch auf die nächste Busladung, die meine Flugbegleitung Katharina und Franziska bringt. Und dann taucht Marvin, den wir auch vom Flug kennen, auf.
Er ist es auch, der mir mitteilt, dass ich mit ihm und zwei weiteren Deutschen in einem Zimmer übernachten werde. Bis wir in das Zimmer hineindürfen, dauert es aber noch einen Moment, denn es ist noch nicht bezugsfertig.
Einer der Betreuer sammelt Handynummern von allen Teilnehmern und gibt die grobe Zeitplanung für den Abend aus, die bis zum Abendessen erst einmal Freizeit vorsieht.

Eine lange Stunde im Foyer später sind die Zimmer dann aber auch fertig. Erstaunlich gut eingerichtete Zimmer übrigens: Fernseher, Kochnische, Badewannen-/Duschkombination. Nur bei den Betten hat man ein wenig gespart, es sind nur zwei Betten im Zimmer. Marvin schläft so auf der Coach, meine kann ich wenigstens ausklappen.

Auf dem Weg zurück zur Rezeption klingelt mein Handy. Ich gehöre eher nicht zu den Personen, die sich eines Handys bedienen würden, um mit Personen auf dem gleichen Grundstück zu kommunizieren. Aber irgendwie ist es doch praktisch – und wenn man es nicht bezahlen muss, warum nicht?
Der Telefonanruf verheißt Schwimmen gehen und das mache ich dann auch. An dieser Stelle Respekt an Katharina für das Ausnutzen einer einzigartigen Situation, mich unfreiwilligermaßen Baden lassen zu gehen. Und das, obwohl ich ihr das zuvor immer angedroht habe. Ich bin einfach ein zu netter Mensch.

Pool

Pool

Das Abendessen ist ebenso gut wie die Zimmer. Zwar ist es natürlich ein Buffet, aber ich könnte mich nicht über Auswahl und Reichhaltigkeit der Speisen beklagen.

Buffet zum Abendessen

Nach dem Abendessen geht es zu einer umfangreicheren Besprechung der kommenden Tage: Eine Vorstellung der Betreuer, eine Erinnerung an die Regeln (die wohl außer mir ohnehin niemand gelesen hat) und die Einteilung in sechs Gruppen sind die wesentlichen Punkte, für die wir zwei Stunden im Konferenzraum auf dem Boden sitzen. Apropos Punkte: Jede Gruppe erhält 200 davon; mehr gibt es bei gutem, Punkte abgezogen werden für schlechtes Verhalten.

Zwei der drei Pools werden um acht Uhr geschlossen, weil sie an die Rückfront von Zimmern angrenzen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält, den Abend gemütlich am Pool zu verbringen.

24 Stunden bis zum Haus der Jugend

Sonntag, den 8. Juli 2007

In gut 24 Stunden werde ich in Frankfurt am Haus der Jugend ankommen und dort all die anderen „Steppies“ treffen. Und die zu erledigenden Aufgaben werde auch stetig weniger, wenngleich auch nur langsam…
Die letzten Überreste der Abschlussfeier gestern sind beseitigt (oder aufgegessen) und auch mein Zimmer nähert sich einem aufgeräumten Zustand an. Der Koffer ist voll (und erstaunlicherweise nur 1,3 kg zu schwer), nur das Handgepäck macht mir noch ein wenig Sorgen, das ist nämlich deutlich zu schwer. Ich hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, es nachzuwiegen…
Das letzte Bargeld ist jetzt auch auf dem Konto bei der Bank (bis auf ein wenig Geld zum Wechseln). Und so langsam wird doch alles rund…

Packhilfe

Samstag, den 7. Juli 2007

Das Packen wird mir übrigens erleichtert von einer Packhilfe, die mein Vater sich einmal aus einer Zeitschrift kopiert hat. Die zielt zwar in erster Linie darauf ab, Hemden und einen Anzug knitterfrei von einem Geschäftstermin zum nächsten zu bringen, aber so ein paar nützliche Ratschläge hält er schon bereit.
Und dann habe ich noch eine typische Packliste, die mein Vater sonst benutzt und die im Prinzip die Standard-Packliste schlechthin ist, lediglich erweitert um ein paar Sachen, die vorher gefehlt haben. So etwas gibt es aber auch im Internet, ich habe sogar eine auf Australien ausgerichtete Packliste gefunden. Ist zwar für Backpacker gedacht, aber trotzdem hilfreich.

Und auch für meinen Anrufbeantworter habe ich mir schon einen Text überlegt. Der verweist nämlich jetzt auf meine Homepage und nennt noch ein paar Ansprechpartner für einige meiner Freizeit- und sonstigen Aktivitäten.


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